USA: Einzelner Händler löste dramatischen Börsencrash im Mai aus

Dies berichteten US-Medien am Wochenende. Damals war binnen Minuten ein Börsenwert von gut 800 Milliarden Dollar vernichtet worden. Auf 104 Seiten schildern die Börsenaufsichten SEC und CTFC, wie ein eigentlich ganz gewöhnlicher Handel eine unheilvolle Kettenreaktion in Gang setzte – und damit den nach Punkten grössten Kurssturz seit 1987 verursachte. Ausgangspunkt für den sogenannten «Flash Crash» sei der Verkauf von 75.000 sogenannter E-Mini- Wertpapiere gewesen – eigentlich ein reguläres Absicherungsgeschäft. Doch angesichts des mit 4,1 Milliarden Dollar (rund 3 Mrd Euro) recht grossen Volumens und der rasanten Abwicklung des Geschäfts durch ein Computerprogramm sei ein Dominoeffekt ausgelöst worden.


Markt ohnehin schon nervös gewsesen
Der Markt sei wegen der Schuldenkrise in Europa ohnehin sehr nervös gewesen und so habe die Transaktion eine riesige Verkaufswelle ausgelöst, heisst es in dem Abschlussbericht weiter. Innerhalb weniger Minuten zogen Marktteilnehmer ihr Geld ab und verbrannten damit gut 800 Milliarden Dollar an Börsenwerten. Es dauerte damals eine gefühlte Ewigkeit, bis die Händler auf dem Parkett die Lage in den Griff bekamen. Genauso schnell, wie die Kurse gefallen waren, stiegen sie dann allerdings auch wieder.


Brokerfirma kein Fehlverhalten vorgeworfen
Der Name des Investmentfonds wird in dem Papier nicht genannt, den Medienberichten zufolge handelt es sich aber um die relativ kleine US-Brokerfirma Waddell & Reed, die wegen ihrer Seriosität und langen Erfahrung einen guten Ruf geniesst. Bereits im Mai hatte das Unternehmen erklärt, es habe niemals die Absicht gehabt, mit seinem Handel die Märkte zu stören. Auch in dem Bericht wird der Firma kein Fehlverhalten vorgeworfen.


Automatisierter Hochgeschwindigkeitshandel
Hintergrund für den Schock ist der heute vorherrschende automatisierte Hochgeschwindigkeitshandel an den Börsen. Computer nutzen dafür mathematische Modelle, um innerhalb von Millisekunden teilweise gewaltige Zahlen von Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Knapp zwei Drittel aller Börsenaktivitäten in den USA werden auf diese Weise abgewickelt. Die unheilvolle Transaktion im Mai dauerte aus diesem Grund auch nur 20 Minuten – nicht wie sonst üblich mehrere Stunden.


Neues Sicherungssystem
Die Börsenaufsicht hat als Reaktion auf den «Flash crash» bereits ein neues Sicherungssystem eingeführt: Aktien aus dem wichtigen Index S&P 500 werden vom Handel ausgesetzt, wenn sich der Kurs binnen fünf Minuten um mehr als 10 Prozent verändert. Dies soll Menschen die Möglichkeit geben, mögliche Fehler elektronischer Handelssysteme auszubügeln. (awp/mc/ps/02)

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