Der blutleere Aufschwung sei zu schwach, um eine Trendwende am Arbeitsmarkt herbeizuführen. Die Beschäftigtenzahl war im Juli doppelt so stark gesunken wie erwartet. Auf Monatssicht sei die Zahl der Beschäftigten um 131.000 zurückgegangen, teilte das US-Arbeitsministerium. Volkswirte hatten im Durchschnitt mit einem Abbau um 65.000 Stellen gerechnet. Die Beschäftigung im öffentlichen Sektor ging nach der Beendigung der Volkszählung um 143.000 zurück. Im Privatsektor stieg die Beschäftigung hingegen um 71.000. Laut Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner bräuchten die USA jedoch einen monatlichen Beschäftigungsaufbau von 125.000, um alleine den Bevölkerungszuwachs auszugleichen.
Schwaches Wirtschaftswachstum belastet
Zudem fiel der Beschäftigungsrückgang im Vormonat nach revidierten Zahlen um fast 100.000 Beschäftigte höher aus als zunächst ermittelt. Die Beschäftigtenzahl ging um 221.000 zurück, nachdem zunächst ein Rückgang um 125.000 festgestellt worden war. Im Mai hatte die Beschäftigung noch um 432.000 (zunächst 433.000) zugelegt. Weidensteiner macht für die Entwicklung vor allem das schwache Wirtschaftswachstum verantwortlich. Dieses hatte im zweiten Quartal bei auf das Jahr hoch gerechneten 2,4 Prozent gelegen. Dabei bräuchten die USA nach dem Konjunktureinbruch in Folge der Finanzkrise ein Wachstum von rund fünf bis sechs Prozent, sagte der Experte.
Anhaltender Stellenaufbau im Privatsektor
Nach Einschätzung der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sind die Erholungstendenzen am US-Arbeitsmarkt trotz der enttäuschenden Zahlen intakt. Allerdings sei die Dynamik der Verbesserungen unzureichend. Die Arbeitslosenquote liege dementsprechend weiterhin zu hoch. Ändere sich dies in den kommenden Monaten nicht, könne von einem selbsttragenden Aufschwung in den USA wohl nicht gesprochen werden. Die US-Wirtschaft bleibe anfällig für negative Schocks. Positive Ansätze sieht hingegen die Postbank. Der Arbeitsmarktbericht sei besser als es auf den ersten Blick scheine, heisst es in einem Kommentar. Der Stellenaufbau im Privatsektor halte unvermindert an und die Einkommensentwicklung habe ihren Aufwärtstrend nach einem kurzen Aussetzer im Vormonat fortgesetzt. Sollte sich die Vermutung bestätigen, dass die negativen Effekte durch die Volkszählung weitestgehend ausgelaufen seien, könnte ab August wieder ein Stellenaufbau verzeichnet werden.
Arbeitslosenquote bleibt auf Vormonatsniveau
Die Arbeitslosenquote lag im Juli mit 9,5 Prozent auf dem Vormonatsniveau. Ökonomen hatten im Durchschnitt hingegen nach dem unerwarteten Rückgang im Juni mit einem leichten Anstieg der Quote auf 9,6 Prozent gerechnet. Die Entwicklung der Stundenlöhne entsprach den Erwartungen. Sie stiegen zum Vormonat um 0,1 Prozent auf 19,04 US-Dollar je Stunde. Volkswirte hatten diesen Zuwachs erwartet. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit wuchs von 33,4 auf 33,5 Stunden. Der Eurokurs legte nach den Daten deutlich zu und näherte sich der Marke von 1,33 Dollar an. Vor den Daten hatte der Euro noch bei 1,3177 Dollar notiert. Die Aktienmärkte hingegen gerieten weltweit unter Druck. Anleihen reagierten mit Kursgewinnen. (awp/mc/ss/27)