Valora: Ehem. VR-Präsident gebüsst

Küpfer habe es versäumt, rechtzeitig eine Medienmitteilung von der Internetseite des Konsumgüterkonzern zu nehmen, in welcher über die Umstände, die zu Hartmanns Rausschmiss führten, orientiert wurde, begründete die Berner Einzelrichterin ihren Schuldspruch. Zudem habe er auch in einem Interview mit der Berner Tageszeitung «Der Bund» dazu Auskunft gegeben. Küpfers Verschulden sei jedoch klein, und er habe in der Hektik um Hartmanns fristlose Entlassung nur eventualvorsätzlich gehandelt. Die von Hartmann angefochtenen Passagen im «Bund»-Interview habe der am Dienstag als Zeuge einvernommene Journalist aber nicht einfach erfunden, und auch nicht von besagter Medienmitteilung abgeschrieben, war die Richterin überzeugt.

Autorisiert gewesen

Sie ging ebenso davon aus, dass das Interview von Küpfer autorisiert wurde. Dafür spreche auch, dass es in den Tagen nach der Veröffentlichung von Seiten der Valora keinerlei Einspruch oder den Wunsch nach einer Gegendarstellungen gegeben habe. Der am Dienstag von den Verhandlungen dispensierte Küpfer hatte dagegen im März ausgesagt, er erinnere sich nicht, im Telefoninterview mit dem «Bund»-Journalisten wörtlich von «Vertrauensmissbrauch» und «Kompetenzüberschreitungen» gesprochen zu haben. Er habe zudem am Tag von Hartmanns Entlassung andere Prioritäten gehabt, betreffend der Mitteilung im Internet jedoch juristische Abklärungen angeordnet.

Hartmann hatte sich im Zusammenhang mit seiner fristlosen Entlassung am 11. Juni 2003 mit einer superprovisorischen Verfügung insbesondere gegen die Veröffentlichung der beiden zitierten Begriffe gewehrt und in der Folge Strafanzeige gegen Küpfer eingereicht.

Erster Etappensieg

Mit dem Schuldspruch feiert der geschasste Reto Hartmann, heute Chef des Lysser Technologiekonzerns Feintool, einen ersten Etappensieg. Der nächste Verhandlungstermin steht für die beiden Parteien indes schon am kommenden Freitag an, wenn es – ebenfalls in Bern – in die dritte Runde des hängigen Zivilverfahrens geht. (awp/mc/as)