Valora/H1: Konzerngewinn sinkt infolge Restrukturierung

Unbefriedigendes Halbjahr für die Valora Holding AG: Die Berner Handelsgruppe hat in den ersten sechs Monaten 2005 deutlich weniger verdient als erwartet. Nun wird die laufende Fitnesskur intensiviert – vor allem im Kiosk-Geschäft.


«Wir haben ein Problem mit den Kosten im Kiosk-Geschäft», sagte Konzernchef Peter Wüst am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Es sei unumänglich, unrentable Verkaufsstellen zu schliessen und Stellen abzubauen. «Die Restrukturierungen müssen radikaler und tiefer vorgenommen werden.»


Kiosk-Schliessungen
Im ersten Halbjahr wurden bereits gut 150 Kioske analysiert, 100 davon werden demnächst definitiv geschlossen. Damit fallen laut Wüst mindestens 200 Arbeitsplätze weg. Bis zum Beginn des nächsten Jahres soll die Profitabilität von weiteren 150 Kiosken unter die Lupe genommen und wenn nötig geschlossen werden. Das Unternehmen betreibt 1’250 Kioske und beschäftigt insgesamt 8’015 Angestellte. Ende Jahr waren noch 8’440 Personen beschäftigt. «Wir haben Arbeitsplätze abgebaut und werden noch mehr abbauen müssen», sagte Wüst.


Kioske belasten
Das zu grosse Verkaufsstellen-Netzwerk mit relativ unelastischen Mietverträgen und das Fehlen von starken Wachstumsträgern seien die hauptsächlichen Problemfelder dieser umsatzstärksten Valora-Division. Das Kiosk-Geschäft kommt laut Angaben mit einem Ertragsrückgang von 16 Mio CHF gegenüber dem Vorjahr auf ein negatives operatives Ergebnis von 10 Mio CHF. Grund seien Rückgänge bei Presse und Tabak sowie stagnierende Dienstleistungserträge.


In den Erwartungen
Die übrigen Divisionen erzielten hingegen Resultate im Rahmen der Erwartungen. Zur geplanten Devestition von Fotolabo hiess es lediglich: «Der Verkaufsprozess ist im Gang.» Unter dem Strich musste die Valora-Holding in den ersten sechs Monaten einen Gewinnrückgang um satte 22 Mio CHF (80%) auf 5,7 Mio CHF hinnehmen. Das Betriebsergebnis sank um 27 Mio CHF auf 19,7 Mio CHF. Der Umsatz fiel um 1,3% auf 1,41 Mrd CHF.


Massnahmen sollten greifen
Das unbefriedigende Halbjahresresultat widerspiegle den komplexen, von zahlreichen äusseren Faktoren geprägten Umbau des Unternehmens, hiess es. Dieser Umbau wurde im Rahmen der Fokussierungsstrategie in der zweiten Hälfte 2003 in Angriff genommen. Die operativen und strukturellen Massnahmen dürften nach Angaben von Konzernchef Wüst im Laufe der kommenden 18 Monate nachhaltig greifen. Allerdings müssten die Erwartungen für das laufende Jahr, speziell im Kiosk-Geschäft (Retail), zurückgestuft werden.


Aktien-Einbruch
Voraussichtlich werde der Betriebsgewinn (EBIT) des Konzerns im gesamten Jahr im Bereich von 50 Mio CHF liegen. Valora hatte zuvor für das Gesamtjahr ein Betriebsergebnis vor Restrukturierungskosten bestenfalls auf Vorjahresniveau (97 Mio CHF) in Aussicht gestellt. Das volle Potenzial der Restrukturierungen solle ab 2007 zum Tragen kommen. An der Börse zeigten sich die Anleger enttäuscht. Die Valora-Aktie brach um knapp 10% ein.(awp/mc/as)

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