Hauptgründe waren eine deutlich höhere Zinsbelastung durch den VDO-Kauf und Abschreibungen auf den Kaufpreis. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn schnitt Conti aber etwas besser als von Analysten erwartet ab. Einen überraschenden Gewinneinbruch verbuchte dagegen der angestammte Conti-Bereich Nutzfahrzeugreifen. Insgesamt sieht sich der Konzern nach den ersten drei Monaten aber auf Kurs, die angepeilten Jahresziele zu erreichen.
Aktie unter Druck
Trotz der von Experten positiv eingeschätzten Zahlen verlor die Conti-Aktie an Boden. Bis zum späten Vormittag gab das Papier um zwei Prozent auf 75,21 Euro nach. Die Prognosesenkung des französischen Konkurrenten Michelin habe die Conti-Aktie in Mitleidenschaft gezogen, hiess es an der Börse. Michelin hatte am Vorabend seine Gewinnprognose für das laufende Jahr nach einem schwachen ersten Quartal gesenkt. «Die Michelin-Gewinnwarnung drückt auf das Sentiment», sagte ein Analyst. Contis eigenen Zahlen sähen dagegen «gar nicht so schlecht aus», fügte ein Händler hinzu.
Umsatzschub durch VDO
Insgesamt sei der Umsatz auf 6,64 Milliarden Euro gestiegen, teilte Conti am Dienstag in Hannover mit. Dies sei ein Zuwachs von 67,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal ohne VDO. Von dpa-AFX befragte Analysten hatten im Schnitt nur mit 6,56 Milliarden Euro gerechnet. Zusammen waren Conti und VDO in den ersten drei Monaten 2007 rechnerisch aber auf 6,65 Milliarden Euro Umsatz gekommen. Allein VDO steuerte damaligen Siemens-Angaben zufolge 2,69 Milliarden Euro bei. Conti selbst legte für das Vorjahr keine Vergleichszahlen einschliesslich der im Dezember gekauften Siemens-Sparte vor.
EBIT-Marge knapp halbiert
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) stieg dagegen nur um 4,6 Prozent auf 456,7 Millionen Euro. Die Analysten hatten hier sogar mit einem Rückgang auf 396 Millionen Euro gerechnet. Die EBIT-Marge verschlechterte sich von 11,0 auf 6,3 Prozent. Grund war vor allem die Integration des renditeschwächeren VDO-Geschäfts. Zudem fielen auf den Kaufpreis hohe Abschreibungen an. Im Gesamtjahr rechnet Conti mit Abschreibungen auf den VDO-Kaufpreis, sogenannte PPA-Abschreibungen, von insgesamt 522 Millionen Euro. Das Vorsteuerergebnis ging wegen der hohen Belastungen für die im Zusammenhang mit dem VDO-Kauf aufgenommenen Kredite sogar deutlich zurück und sank von 420 auf 250 Millionen Euro. Der Überschuss schmolz von 271 auf 167 Millionen Euro zusammen.
Schwaches NFZ-Reifengeschäft
Überraschend schwach entwickelte sich das Nutzfahrzeug-Reifengeschäft, bei dem die bereinigte Umsatzrendite von 8,2 auf 3,8 Prozent einbrach. Der operative Gewinn der Sparte schmolz auf weniger als die Hälfte zusammen. «Die Märkte waren extrem schwach, vor allem in Nordamerika», sagte Finanzvorstand Alan Hippe. «In Europa wird es im zweiten Halbjahr hoffentlich wieder etwas besser aussehen.» Der Konzern habe nun Massnahmen ergriffen, um die Marge der Sparte wieder klar zu verbessern. Eine Trennung von dem Bereich sehe er im Moment nicht, fügte Hippe hinzu.
Hohe Rohstoffpreise belasten
Belastet wurde das Reifengeschäft auch durch die hohen Rohstoffpreise. Dies hatte auch im Pkw-Reifengeschäft Spuren hinterlassen. Die Umsatzrendite ging hier von 13,7 auf 11,9 Prozent zurück, das EBIT sank um 9,3 Prozent. «Dennoch konnte die Pkw-Reifendivision den EBIT-Rückgang des ersten Quartals 2008 durch das saisonal stärkere Geschäft im April bereits weitgehend ausgleichen», sagte Konzernchef Manfred Wennemer. Konzernweit seien im ersten Quartal wegen der hohen Rohstoffpreise für Öl und Naturkautschuk 38 Millionen Euro an Mehrbelastungen angefallen, fügte Hippe hinzu. «Das wird sich bis Jahresende weiter aufbauen. Wir denken aber, dass wir das kompensieren können. Wenn die Rohstoffpreise hochgehen, dann werden wir die Preise anheben müssen.»
Ausblick bekräftigt
Für das Gesamtjahr bekräftigte Continental seinen bisherigen Ausblick. «Mit den soliden Ergebnissen der ersten drei Monate im Rücken sind wir zuversichtlich, unsere Jahresziele zu erreichen», sagte Wennemer. Im ersten Quartal habe Continental trotz teilweise unbefriedigender Entwicklung der Reifenmärkte seine Erwartungen für den Gesamtkonzern klar übertroffen. «Es ist besser gelaufen als von uns erwartet», sagte Hippe. «Wir haben eine bereinigte EBIT-Marge von 8,9 Prozent erzielt – das liegt schon nahe an den 10 Prozent, die wir erreichen wollen. Die 9,3 Prozent im Gesamtjahr erscheinen da machbar.»
Laufende Restrukturierungen
Die niedrigste Rendite erzielte Conti im ersten Quartal wie erwartet in der neuen Sparte Powertrain, in der grosse Teile von VDO aufgegangen waren. Auch die Sparte Interior, die ebenfalls weitgehend aus ehemaligen VDO-Teilen besteht, liegt mit 8,7 Prozent hinter den mittelfristig angepeilten 10 Prozent zurück. Bis 2010 peilt der Konzern in allen Bereichen zweistellige Renditen an. Für Integration und Restrukturierung von VDO seien im ersten Quartal noch keine grösseren Aufwendungen angefallen, sagte Hippe weiter. «Das wird jetzt kommen. Da werden wir noch was sehen im weiteren Jahresverlauf.» Insgesamt gehe der Konzern weiter von Restrukturierungskosten im niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Bereich aus, die im laufenden und dem kommenden Jahr anfallen sollen. (awp/mc/ps)