Zum ersten nationalen Protesttag der Gewerkschaft Unia war es gekommen, weil die Gewerkschaft auf der Basis des bestehenden Vertrages über den neuen GAV verhandeln wollte. Der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) dagegen hatte einen eigenen Vorschlag als Gesprächsgrundlage vorgelegt. Im März waren die Gespräche gescheitert.
Unia: Unakzeptable Forderungen
Die Vorschläge der Baumeister führten zu einem Kahlschlag, zu Lohndumping und Chaos auf dem Bau, sagte Hansueli Scheidegger, Leiter Sektor Bau der Unia, am Donnerstag an der Medienkonferenz. Die Abschaffung verbindlicher Lohnklassen, der Verzicht auf einen Minimallohn während der Probezeit, die Wiedereinführung der Samstagsarbeit und die Abschaffung aller Arbeitszeitregelungen seien vor allem auch im Hinblick auf die Personenfreizügigkeit unakzeptable Forderungen.
Bauberufe büssen Qualität ein
Die Abbauforderungen des Baumeisterverbandes schadeten dem Gewerbe, weil damit Bauberufe an Attraktivität einbüssten und die Qualität verloren gehe, hiess es. Dazu kämen Sicherheitseinbussen für die Beschäftigten und Einbussen bei der Kaufkraft.
Unia fordert 200 CHF mehr Lohn für alle Beschäftigten, den automatischen Teuerungsausgleich, regelmässige Arbeitszeiten und die Abschaffung der komplizierten Gleitstunden sowie klare Regelungen bei Schlechtwetter und Samstagsarbeit. Dabei handle es sich um «moderate Forderungen», betonte Scheidegger.
Streiks nicht ausgeschlossen
Ab heute schalte Unia einen Gang höher, sagte André Kaufmann, Leiter der vertragspolitischen Abteilung der Unia. Am 21. Mai findet in Zürich eine Baukonferenz mit rund 2’000 Delegierten statt. Am 13. Juni komme es zu landesweiten Aktionen, die den Baubetrieb beeinträchtigen sollen. Falls die Baumeister bis zu den Sommerferien nicht einlenken, werde es im September überdies zu Streiks «im grösseren Stil» kommen.
Der Landesmantelvertrag, der die Lohn- und Arbeitsbedingungen für die 90’000 Angestellten im Bauhauptgewerbe regelt, läuft Ende September 2005 aus. (awp/mc/as)