Vermögensverwaltung nach der Krise
1. Die Korrelationen zwischen den verschiedenen Anlageklassen sind nicht konstant, sondern hängen vom jeweiligen Anlagehorizont ab. In Krisenzeiten können ausserdem Veränderungen in den mittelfristigen Trends sowie langfristige Erhöhungen auftreten. Eine effektive Diversifikation der Anlagen muss dies berücksichtigen.
2. Die Marktbewertungen und das Anlegerverhalten sind heute grösseren Schwankungen unterworfen als früher. Dies muss bei der Einschätzung der Anlagekategorien in Betracht gezogen werden und erfordert eine dynamische Asset Allocation. Das Timing muss allerdings stimmen und stellt eine neue Risikoquelle dar.
3. Extreme Ereignisse treten öfters ein als die heutigen Risikomodelle wahrhaben wollen. Zum einen weisen die Renditeverteilungen sogenannte Fat Tails auf, zum anderen existieren versteckte Quellen extremer Risiken, die bei Anlageentscheiden berücksichtigt werden sollen.
4. Schnelle Glattstellungen von Positionen können in Krisen zu massiven Verlusten führen, insbesondere bei gehebelten Strategien. Derartige Situationen sollten vermieden werden.
5. Das Beziehungsgeflecht zwischen Vermittler und Anlageprodukt kann so komplex sein, dass es in Krisen empfindlich gestört wird und die gemachten Versprechen nicht erfüllt werden können. Besonders bei derivativen Produkten ist Vorsicht geboten.
6. Volkswirtschaftliche Indikatoren bewegen sich zwar langsam, können aber die Bildung von gefährlichen Situationen, die zu Anlageverlusten führen, signalisieren. Die Entwicklung der Realwirtschaft darf also nicht aus den Augen verloren werden.
7. Absicherungsstrategien können versagen. Der Fall von Lehman Brothers hat die Bedeutung der Gegenparteirisiken deutlich aufgezeigt.
8. Die steigende Globalisierung der Märkte erfordert eine zunehmend globalere Diversifikation. Die heutige Anlagestrategie erfordert mehr denn je eine Streuung der Anlagen über alle Anlagekategorien und Länder hinweg.
9. Die Grösse und Komplexität der Märkte zwingt verstärkt zum Einsatz von automatisierten sowie quantitativen Verfahren. Dadurch können ausserdem die Handelsausführungen optimiert werden.
10. In den vergangenen zehn Jahren wurden die Anleger durch drei grosse Aktienmarkteinbrüche überrascht. Die Anleger sollten sich deshalb nicht vor zu hohen Versprechen verleiten lassen.
Zukünftige Risiken besser erkennen
Sergio Focardi, Co-Autor der Studie und Finanzprofessor an der EDHEC Business School von Nizza, zieht folgende Schlussfolgerungen: «Seit Mitte 2007 werden die Anleger immer wieder mit neuen Finanzmarktschocks konfrontiert. Die Anlageindustrie muss daraus ihre Lehren ziehen und verstehen, was zu tun ist, um im neuen Umfeld mit Erfolg zu agieren.» Focardi fordert wissenschaftlichere und systematischere Ansätze, um die künftigen Risiken besser zu erkennen.
Kosten für Vermögensverwaltung deutlich gestiegen
Die Studie moniert ausserdem, dass die Transaktionskosten zwar markant gefallen, die Kosten für aktive Vermögensverwaltung aber deutlich gestiegen seien. Die relative Performance zu den Benchmarks sei demnach nach Gebühren auf einem rekordtiefen Niveau angelangt. «Einige Anlagemanager mögen diese Gebühren wert sein, aber sicherlich nicht alle», meint die Studie. Anne-Katrin Scherer, Executive Director der Swiss CFA Society, begrüsst, dass die Analyse die Kostendiskussion aufgreift. «Die Anleger verlangen transparentere Produkte und Prozesse und sind zunehmend weniger gewillt, hohe Gebühren für tiefe Renditen zu bezahlen. Die Anlageindustrie muss entsprechend handeln und ihre Strategien und Gebührenmodelle an die neue Realität anpassen», verlangt sie. (mc/ss)