Versicherungs-Branche laut Standard & Poor’s für Risiken gerüstet

«Die US-Hurrikansaison, Fusionen und Übernahmen sowie geringere Erträge am Kapitalmarkt könnten diese Stabilität gefährden, aber wir glauben, dass die meisten Unternehmen auf diese Risiken gut vorbereitet ist», schrieb Kreditanalyst Hans Wright von der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) am Montag in London.


Gewinner und Verlierer
Weitere hohe Schadenzahlungen wegen US-Stürmen hinterliessen wohl Gewinner und Verlierer, auch wenn die Versicherungsraten in den vergangenen Jahren zugelegt hätten. Verlierer könnten die Branchenunternehmen sein, die bei ihrer Rekapitalisierung stärker abhängig von Dritten seien, und solche Gesellschaften, die stark von der Rückversicherung beziehungsweise Retrozessionen abhingen. Retrozession bedeutet die Abgabe von Risiken oder Risikoanteilen an andere Rückversicherer gegen eine anteilige oder gesondert kalkulierte Prämie.


Ruhige Hurrikansaison würde Preisumfeld der Branche schädigen
Als Gewinner dürften sich die Versicherer herauskristallisieren, die bereits gut mit Kapital ausgestattet seien und Risiken breit gestreut hätten. «Ironischerweise würde eine ruhige Hurrikansaison das Preisumfeld für die Branche schädigen», schrieb Wright. Die Hurrikansaisons der vergangenen beiden Jahre waren ungewöhnlich heftig ausgefallen und hatten Milliardenschäden verursacht. Versicherer hatten dies genutzt, um zu ihren Gunsten an der Preisschraube zu drehen.


Verschiedene Entwicklungsstrategien
Europäische Versicherer und Rückversicherer suchen laut dem S&P-Analysten nach verschiedenen Entwicklungsstrategien. Diese hingen von der Möglichkeit interner Umbauten ab und ob in bereits bestehenden Märkten Zuwächse erzielt werden könnten. «Beispielsweise verbessern Allianz, ING, und die Münchener Rück ihre Ergebnisse aufgrund innerbetrieblicher Strukturwandel weiter», schrieb Wright. «Swiss Re und AXA dagegen wollen mit grossen Übernahmen wachsen.»


Milliardenschwere Akquisitionen
Der bisher weltweit zweitgrösste Rückversicherer Swiss Re war jüngst mit der milliardenschweren Akquisiton von GE Insurance Solutions am bisherigen Branchenprimus Münchener Rück vorbeigezogen. Die französische AXA kaufte im Juni den Versicherer Winterthur vom Schweizer Finanzkonzern Credit Suisse für mehrere Milliarden Euro. Die Allianz will im Zuge ihres Konzernumbaus ungeachtet hoher Gewinne rund 5.000 Stellen im deutschen Versicherungsgeschäft streichen sowie Standorte schliessen. Weitere knapp 2.500 Stellen sollen bei der Tochter Dresdner Bank wegfallen.


S&P-Analyst Wright verwies zusätzlich auf die Kapitalmärkte, die sich im abgelaufenen zweiten Quartal deutlich schlechter entwickelt hätten. Da Versicherer auch in Aktien und Anleihen investierten, berge dies ein Risiko für Gewinne und das Kapital der Gesellschaften. Aus Sicht von Standard & Poor’s ist die Branche aber besser für solche Risiken gerüstet als in der Vergangenheit, da sie nicht mehr so stark in Kapitalmärkte investiere und mit Risikomanagement vorbeuge. (awp/mc/pg)

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