Versicherungsbranche 2007 trotz hoher Schadensbelastung in guter Verfassung
Wie Erich Walser, der neue Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes (SVV), an der Jahresmedienkonferenz in Zürich erklärte, dürften die Versicherer trotz hoher Schadenbelastung und einer härteren Konkurrenzsituation gute technische Ergebnisse für 2007 ausweisen.
Walser nahm auch zu der aktuellen Baisse an den Finanzmärkten, von der die Versicherungsaktien stark getroffen wurden, Stellung. Das operative Geschäft der Schweizer Erstversicherer sei von der Kreditkrise direkt nicht betroffen gewesen. Die Versicherungen hätten jedoch als Kapitalanleger und aufgrund der Kursrückgänge in der Branche gelitten, so Walser. Allerdings dürften sich die Einbussen als Kapitalanleger aufgrund der relativ geringen Aktienquote der Versicherer in Grenzen halten.
Konkurrenzdruck in der Schadenversicherung
In der Schadensversicherung (ohne Krankenkassen) dürften die Prämien nach Hochrechnungen für das Jahr 2007 um 1,2 (VJ +2,3)% auf 21,4 Mrd CHF gewachsen sein. Das gegenüber dem Vorjahr gebremste Wachstum führte der SVV-Präsident auf den verschärften Wettbewerb zurück, der zum Einsatz von Prämienrabatten geführt hatte. «Daran wird sich im Jahr 2008 kaum etwas ändern», sagte Walser.
In der Motorfahrzeugversicherung, wo der Konkurrenzkampf besonders ausgeprägt geführt wurde, sind die Prämieneinnahmen um 1,5% gestiegen. Die Gründe für diese ‹erfreuliche Entwicklung› sieht Walser insbesondere im Trend hin zu grösseren und stärkeren Autos, die versichert wurden. Ausserdem seien in der Schweiz insgesamt mehr Autos verkauft worden. Allerdings hatte im 2006 das Wachstum noch 2,3% betragen.
In der Feuer-, Elementarschaden- und in den übrigen Sachversicherungen sind die Prämien um total um 0,9% gestiegen, ebenso in der Unfallversicherung. Im Bereich der Krankenversicherung rechnet der SVV dagegen mit einer Seitwärtsentwicklung der Prämienvolumen.
Lebengeschäft mit Trendwende
Im Geschäft mit Lebensversicherungen hat im Jahr 2007 in der Schweiz eine Trendwende hin zum Prämienwachstum stattgefunden. Dies nachdem sich die Volumen in den Jahren 2003 bis 2006 rückläufig entwickelt hatten. Für die Lebensversicherungen insgesamt – also Einzelleben und Kollektivleben – dürfte sich das Prämienvolumen um 1,5 (-1,2)% auf 28,5 Mrd CHF erhöhen.
Das Einzelleben-Geschäft, welches 31% des Volumens ausmacht, verzeichnete einen Zuwachs um 1,6%, wobei der eigentliche Wachstumstreiber das Geschäft mit fondsgebundenen Lebensversicherungen gewesen sei. Bei den Fondsgebundenen mit Einmalprämie rechnet der SVV mit einem Zuwachs um 12,9%, während das Wachstum bei fondsgebundenen Produkten mit periodischen Prämien 9,1% betragen haben dürfte.
Rückläufig entwickelten sich die Einzelkapitalversicherungen – sowohl bei den wiederkehrenden Prämien als auch bei den Einmalprämien. «Allerdings dürfte sich der Rückgang mit 1,6% gegenüber dem Vorjahr (-6,0%) abgeschwächt haben», so Walser. Das Geschäft der Einzelkapitalversicherung mit Einmaleinlagen leide seit 1999 unter der Einführung der Stempelsteuer und ist im vergangenen Jahr um 5,2% geschrumpft.
Die Einzel-Rentenversicherungen mit periodischen Prämien haben nach den SVV-Hochrechnungen um 2,0% abgenommen, diejenige mit Einmaleinlagen um rund 4,5% zugelegt. Damit sei in diesem Segment eine Umkehrung der Entwicklungen vom Vorjahr eingetroffen. Die Prämien im Kollektivlebengeschäft sind um 1,5% angestiegen, nach ebenfalls rückgängigen Volumen in den Vorjahren.
Trotz Unwetter gute Ergebnisse
«Obwohl die Kosten der Unwetterschäden deutliche unter dem Rekordjahr 2005 liegen, so war 2007 dennoch ein überdurchschnittlich schadenreiches Jahr», erklärte Walser. Im Juni schlugen in den Rechnungen der Privatversicherer die 20’000 Schadenmeldungen mit rund 190 Mio CHF zu Buche. Im August resultierten aus Unwetterkatastrophen weitere Kosten für die Privatversicherer von rund 150 Mio CHF.
Trotz des zunehmend schärferen Wettbewerbs unter den Anbietern und trotz der überdurchschnittlichen Schadenbelastung hätten die Versicherer im vergangenen Jahr wiederum gute technische Ergebnisse erzielen können. Dies bestätige die gute operative Verfassung der Privatversicherer, so Erich Walser weiter. Der SVV erwartet, dass die Versicherungsgesellschaften für 2007 gute bis sehr gute Jahresabschlüsse präsentieren werden. (awp/mc/pg)