Insbesondere die Fähigkeit («leadership ability») von Verwaltungsräten und CEOs wird in diesem Zusammenhang angezweifelt. Als Gradmesser für globalen Leadership in den letzten fünf Quartalen zeigt der Index, dass es mit der Rückgewinnung des Vertrauens – nach einem Allzeit-Hoch im 1. Quartal – nun offenbar erneut hapert. In einigen Regionen kam es mit Ergebnissen auf dem Niveau des Vorjahres sogar zu einer eigentlichen Trendwende. Diese rückläufige Tendenz muss vor dem Hintergrund der allgemeinen Wirtschaftslage interpretiert werden, da sie an verschiedene Wirtschaftsindikatoren gekoppelt zu sein scheint.
Verluste auf Glaubwürdigkeits-Skala
Wie gut oder schlecht die Unternehmensführung bewertet wird, hängt unter anderem von der Wirtschaftslage ab. Der Index belegt diese These durch einen Vergleich mit führenden Indikatoren wie etwa dem Dow Jones Industrial Average, dem Shanghai Stock Exchange, dem NIKKEI, dem Sao Paulo Stock Exchange und dem Global Dow, welche im 2. Quartal 2010 alle um 10-23 Prozent fielen. Dabei wird vor allem das Top-Management angezweifelt, wie der «Confidence in Leadership Index» aufzeigt: Verwaltungsräte verloren sechs Punkte auf der Glaubwürdigkeits-Skala, während hier CEOs im 2. Quartal fünf Punkte verloren.
Vertrauensbildung in unsicheren Zeiten
«Das Top-Management eines Unternehmens, vom C- bis hin zum Board-Level, profitiert bei einem wirtschaftlichen Aufschwung gewöhnlich als Erstes, wird aber während heiklen Phasen auch als Erstes hinterfragt», so Ana Dutra, CEO von Korn/Ferry Leadership & Talent Management (L&TC). «Die Ergebnisse unseres Index› lassen darauf schliessen, dass Vertrauen in die Unternehmensführung eng mit der allgemeinen Wirtschaftslage verknüpft ist. Die Unternehmensspitze sollte sich bewusst sein, wie wichtig die Vertrauensbildung in unsicheren Zeiten ist und proaktiv entsprechende Schritte einleiten. Damit wird sichergestellt, dass die Stakeholder der Unternehmensführung weiterhin uneingeschränkt vertrauen. Die Kernfrage lautet dabei: Besitzt das Top-Management die richtigen Fähigkeiten, Erfahrungen, die Integrität und die Kompetenz, um das Unternehmen sicher durch unbeständige Zeiten zu lenken?»
Der «Confidence in Leadership Index» untersucht die folgenden vier Dimensionen von Leadership:
1. Führungs-Charakteristika (Characteristics of Leadership),
2. Glaubwürdigkeit der Führung (Credibility of Leadership),
3. Vertrauen in die Führung (Trust in Leadership) und
4. Strategische Ausrichtung (Direction of Leadership)
Die Daten für das 2. Quartal wurden von Korn/Ferry zwischen dem 24. Mai und 30. Juni 2010 erhoben.
Die weltweiten Ergebnisse im Überblick:
Weltweit fällt die Glaubwürdigkeit im Vergleich zum 1. Quartal um 4 Punkte und erreicht damit einen neuen Tiefststand von 74 Punkten. Dabei leidet die Spitze am meisten: Die Glaubwürdigkeit von Verwaltungsräten fällt um sechs Punkte (neu 67 Punkte), diejenige von CEOs liegt neu bei 73 Punkten (minus 6 Punkte).
Das Vertrauen in die Führung erreicht mit einem Index von 77 Punkten ebenfalls einen neuen Tiefststand; hier verloren in diesem Quartal alle vier Indikatoren an Boden.
Der europäische Trend zeigt klar nach unten, was möglicherweise eine Folge der Lage im europäischen Kreditmarkt und der akuten Staatsverschuldung ist. Nachdem im 1. Quartal alle Indikatoren markant zugelegt hatten, erhielten europäische Unternehmensführer insbesondere in Sachen «strategische Ausrichtung» (direction) mit einem Wert von 10 (auf einer Skala von -100 für «wird schlechter» bis +100 für «wird besser») schlechte Noten. Herbe Verluste waren auch in Sachen «Glaubwürdigkeit» (credibility) und «Vertrauen» (trust) festzustellen (detaillierte Ergebnisse für Europa finden Sie ab Seite 3).
Die einzige Region, in der das Vertrauen in die Führung zunahm und ein Höchststand von 80 Punkten erreicht wurde, war Asia Pazifik. Obwohl dieses Ergebnis im Widerspruch zu den asiatischen Finanzmärkten im 2. Quartal steht, könnte es auf die generelle Führungsrolle zurückzuführen sein, welche Asien in der weltweiten Wirtschaftserholung zukommt.
Nordamerika fiel zurück auf das Niveau des 2. Quartals 2009, da die Region neun Punkte in der «Strategischen Ausrichtung» (direction of leadership), vier Punkte im Bereich «Glaubwürdigkeit» (credibility) und drei Punkte beim Indikator «Vertrauen» (trust) verlor, nachdem Nordamerika im 1. Quartal in all diesen Kategorien noch einen Höchststand verzeichnen konnte. Die Werte der Indikatoren «Glaubwürdigkeit» mit 74 Punkten und «Vertrauen» mit 78 Punkten befanden sich damit auf einem neuen Tiefststand. Die Ölkrise in der Golfregion, die für zahlreiche Schlagzeilen sorgte, war zur Zeit der Index-Erfassung nicht gelöst. Das könnte einen gewissen Einfluss auf diese Ergebnisse gehabt haben.
Die Ergebnisse für Süd- und Zentralamerika fielen widersprüchlich aus. Während die Region in Bezug auf Leadership Direction zum fünften Mal in Folge zulegte, erreichten die Indikatoren für Glaubwürdigkeit und Vertrauen einen neuen Tiefststand von 78 respektive 81 Punkten. (korn/ferry / mc/ps)
Über Korn/Ferry International
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Über das Korn/Ferry Institut
Das Korn/Ferry Institut widmet sich der Erforschung von Standpunkten, welche darlegen, wie Talente ein Unternehmen strategisch vorwärts bringen. Seit der Gründung im 2008 hat das Institut zahlreiche Artikel, Studien und Bücher publiziert, in denen weltweite Best Practices in den Bereichen Organisation (organizational development) und Entwicklung des Humankapitals (development of human capital / talent management) untersucht wird.