Viele europäische Ökonomen sind gegen geplante Zinserhöhung der EZB

Wegen der unsicheren wirtschaftlichen Entwicklung in der Euro-Zone und der geringen Kerninflationsrate fordern zehn Ökonomen eine Beibehaltung des derzeitigen Zinsniveaus, nur acht befürworten eine Anhebung. Die Notenbank plant eine Zinserhöhung von 2,0 auf 2,25 Prozent an diesem Donnerstag.


Widerstand aus den EU-Staaten
Die Chefvolkswirte und Wirtschaftsexperten geben damit dem Widerstand aus den EU-Staaten neue Nahrung. Politiker wie der Vorsitzende der Eurogruppe, Luxemburgs Ministerpräsident Jean- Claude Juncker, kritisieren die Anhebung immer wieder mit dem Argument, hohe Zinsen und teure Kredite würden der Wirtschaft schaden. «Die konjunkturelle Erholung ist noch fragil», sagte auch der Chefvolkswirt des Münchner ifo-Instituts, Gernot Nerb. «Die EZB sollte neue Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung abwarten und auf einer sicheren Basis frühestens im Frühjahr die Zinsen erhöhen.» Der Konsum bleibe schwach, und die Gehälter w üchsen derzeit nur gering, sagte Julian Callow von der britischen Investmentbank Barclays Capital.


Angeheizte Inflation durch hohe Energiepreise
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet begründet den geplanten Schritt vor allem mit der durch hohe Energiepreise angeheizten Inflation. Die Notenbank hat die Aufgabe, stabile Preise zu gewährleisten. Wegen der Ölpreise war die Teuerung in den vergangenen Monaten immer wieder über die entscheidende Zwei-Prozent-Marke geklettert. «Wir dürfen nicht besessen von der Inflation sein», verlangte der Chefvolkswirt der französischen Investmentbank BNP Paribas. «Es ist wichtiger, auf das Wirtschaftswachstum zu blicken als auf die Inflation.»


EZB-Schattenrat befürwortet Zinserhöhung
Die Minderheit des EZB-Schattenrates befürwortet dagegen die Zinserhöhung um 0,25 Punkte auf 2,25 Prozent. «Die Daten belegen eine wirtschaftliche Belebung in der Euro-Zone», begründete dies Daniel Gros, Direktor des Centre for European Policy Studies (Brüssel). Die Inflation werde auch 2006 und 2007 deutlich über der Zwei-Prozent- Marke bleiben. Deshalb sei jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um die zweieinhalb Jahre lange Phase der historisch niedrigen Zinsen zu beenden. (awp/mc/gh)

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