Beim grössten Börsengang aller Zeiten in den USA seien 406 Millionen neue Aktien zu je 44 US-Dollar platziert worden, teilte das Unternehmen in der Nacht zum Mittwoch in San Francisco mit. Damit liegt der Preis über der angekündigten Spanne von 37 bis 42 Dollar. Visa-Aktien werden an diesem Mittwoch zum ersten Mal an der New Yorker Börse NYSE Euronext gehandelt.
AT&T Wireless-Rekord geschlagen
Mit seinem Sprung aufs Parkett schlägt Visa den US-Rekord des Telekomkonzern AT&T Wireless, der beim Börsengang vor acht Jahren 10,6 Milliarden Dollar an Land gezogen hatte. Sollten die Investmentbanken binnen der kommenden 30 Tage auch noch die Mehrzuteilungsoption ausschöpfen, käme Visa sogar vor Abzug der Kosten auf 19,7 Milliarden Dollar frisches Kapital. Der Kreditkartenanbieter kommt zu seinem Börsenstart auf einen Marktwert von 36 Milliarden Dollar.
Rückkauf eigener Aktien
Einen Grossteil des Erlöses aus dem Börsengang will Visa für den Rückkauf eigener Aktien von US-Banken einsetzen. Mehr als 10 Milliarden Dollar sind hierfür vorgesehen. Die Papiere liegen derzeit bei Banken, die den Kartenkonzern binnen der vergangenen 50 Jahre beim Wachstum unterstützt hatten. Die Banken, die infolge der Kreditkrise milliardenschwere Abschreibungen vornehmen mussten, dürften durch den Rückkauf eine Stärkung ihrer Bilanzen erfahren.
JPMorgan Chase reibt sich die Hände
Die grössten Einnahmen dürfte hier JPMorgan Chase erzielen, sie bisher grösster Visa-Aktionär ist. Sie erhält nach Angaben der US-Börsenaufsicht SEC rund 1,25 Milliarden Dollar für ihre Visa-Aktien. Dies ist rund fünfmal so viel, wie die Bank für ihren krisengeschüttelten Mitbewerber Bear Stearns bezahlen will.
Kurs schon bald bei 50 Dollar?
Analyst Nicholas Einhorn von Renaissance Capital rechnet damit, dass der Visa-Aktienkurs schnell auf mehr als 50 Dollar steigt. Visa hatte zuletzt trotz der Kreditkrise eine Gewinnsteigerung um 20 Prozent angekündigt und sich damit gegen den Trend im Bankensektor gestellt. Visa hält keine Verbraucherkredite in den Büchern, sondern verdient an Abwicklungsgebühren. «Selbst wenn die Leute ihre Schulden nicht zurückzahlen können, verdient Visa immer noch», sagte Aite-Group-Analyst Gwenn Bezard. «Es ist ein sehr attraktives Unternehmen.»
Mastercard hat das Nachsehen
Visa wickelte laut dem Branchen-Newsletter Nilson Report im Jahr 2006 rund 44 Milliarden Transaktionen über insgesamt 3,2 Billionen Dollar ab. Konkurrent Mastercard kam auf 23,4 Milliarden Transaktionen über 1,9 Billionen Dollar. Im abgelaufenen Geschäftsjahr (30. September) verbuchte Visa wegen einer Vergleichszahlung im Kartellstreit mit American Express einen Verlust von 861 Millionen Dollar. Der Umsatz lag bei 5,2 Milliarden Dollar. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres steigerte das Unternehmen seinen Periodengewinn um 70 Prozent auf 424 Millionen Dollar. (awp/mc/ps)