Viscom will freie Hand bei Nachtarbeit

Für Unternehmen der grafischen Industrie werde es immer schwieriger, vom Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) eine Bewilligung für Nachtarbeit und vor allem Dauernachtarbeit zu erhalten, sagte Viscom-Präsident Peter Edelmann am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Dies gelte vor allem für Betriebe, die ein Gesuch für einzelne Abteilungen zur Bewilligung von Nachtarbeit eingereicht hätten. Zudem würden solche Gesuche seit Mitte 2005 nur noch für drei Jahre erteilt.


Von existenzieller Bedeutung
«Die Möglichkeit zur unbürokratischen Nutzung von Nachtarbeit ist für die gesamte grafische Branche von existenzieller Bedeutung», sagte Edelmann laut Redetext. Tageszeitungen würden in der Nacht hergestellt und ausgeliefert. Gesundheitliche Bedenken bei der Nachtarbeit hat Viscom keine. Der Branchenverband stützt sich dabei auf eine SECO-Studie, wonach es Arbeitnehmenden gesundheitlich nicht schlechter gehe, die ständig Nachtarbeit leisteten, als anderen. Dies auch im Vergleich zu rotierender Nachtarbeit, welche Wechsel mit Tagesarbeit beinhaltet. Der Verband zitiert weiter aus einem Gutachten für den Schweizerischen Arbeitgeberverband, wonach Dauernachtarbeit mehrheitlich der Nachtschichtarbeit vorgezogen werde und in gesundheitlicher Hinsicht besser abschneide als rotierende Nachtarbeit.


Riegel schieben
Nach der entsprechenden Verordnung zum neuen Arbeitsgesetz können heute nur Zeitungs- und Zeitschriftenredaktionen ohne behördliche Bewilligung Arbeitnehmende in Nachtarbeit beschäftigen. Viscom will dies nun auch auf die Zeitungsdruckereien ausweiten und ohne behördliche Bewilligung Arbeitnehmende in Nacht- und Sonntagsarbeit sowie in ununterbrochenem Betrieb beschäftigen dürfen. Zudem soll dem Bestreben des SECO, Nachtarbeit generell, insbesondere aber dauernde Nachtarbeit «zu erschweren und längerfristig sogar zu verunmöglichen, ein Riegel geschoben werden», wie es weiter hiess.


SECO weist Vorwürfe zurück
Das SECO weist diese Vorwürfe umgehend zurück. Das Bewilligungsverfahren für Nachtarbeit habe sich nicht verändert und sei punkto Dauernachtarbeit sogar vereinfacht worden, sagte SECO- Sprecherin Rita Baldegger. Warum dieser Vorwurf jetzt komme, sei unverständlich. Denn die neue Verordnung sei zusammen mit den Sozialpartnern erarbeitet worden. Die Gewerkschaft Comedia sieht dahinter einen Versuch, generell die Bewilligungspflicht für Nacht- und Sonntagsarbeit abzuschaffen. Dagegen wehre sich Comedia vehement, sagte Comedia-Co-Präsident Roland Kreuzer auf Anfrage. Der nächste Schritt sei dann «mit Sicherheit» die Abschaffung der entsprechenden Zuschläge von 100 Prozent.^ Viscom weist indes auf eine nur leichte Erhohlung der Ertragslage in der Branche hin. Im Weiteren wandte sich der Verband gegen die Kürzungen der Bundesbeiträge für die Berufsbildung und lehnt die KOSA-Initiative ab.  (awp/mc/gh)

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