Die Börse honorierte die Nachrichten mit einem klaren Kursaufschlag. Die Vodafone-Aktie kletterte am Vormittag um 1,9 Prozent auf 166,35 Pence und gehörte damit zu den besten Werten im FTSE-100-Index, der knapp 0,5 Prozent gewann. Wie Vodafone mitteilte, kletterte der Umsatz in dem am 31. März beendeten Geschäftsjahr vor allem dank Übernahmen um 14,1 Prozent auf 35,5 Milliarden britische Pfund (44,6 Mrd Euro). Die von Thomson Financial befragten Analysten hatten im Schnitt mit einem Umsatz von 35,228 Milliarden Pfund gerechnet. Das organische Wachstum wurde auf 4,2 Prozent beziffert.
26 Prozent mehr Mobilfunk-Kunden
Die Zahl der Mobilfunk-Kunden nahm bei Vodafone weltweit um 26 Prozent auf 260 Millionen zu. Dabei verzeichnete der Konzern in Indien ein Pro-forma-Wachstum von 50 Prozent und kommt dort mittlerweile auf 44 Millionen Kunden. Insgesamt verzeichnete Vodafone in der EMAPA-Region (Osteuropa, Naher Osten, Afrika, Asien-Pazifik) in erster Linie dank Zukäufen in der Türkei und in Indien ein Umsatzplus von 45,1 Prozent.
Bereinigter operativer Gewinn von 10,1 Mrd. Pfund
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte um 10,2 Prozent auf 13,2 Milliarden Pfund zu und lag damit ebenfalls über der mittleren Analystenprognose von 13,104 Milliarden Pfund. Der bereinigte operative Gewinn stieg um 5,7 Prozent auf 10,1 Milliarden Pfund. Der Überschuss belief sich auf 6,8 Milliarden Pfund. Analysten hatten im Schnitt mit 6,404 Milliarden Pfund gerechnet. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch einen Verlust von 4,8 Milliarden Pfund verbucht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe sich die Steuerquote positiv ausgewirkt, die mit 28 Prozent niedriger ausgefallen war als ursprünglich erwartet, hiess es. Bei den Nettoverbindlichkeiten verfehlte der Konzern mit 25,1 Milliarden Pfund allerdings die Analystenerwartung von 22,658 Milliarden Pfund.
Deutschland-Geschäft mit Schwächen
Im Deutschland-Geschäft drückten die angeordneten Preisabschläge auf den Auslandsmärkten und die niedrigeren Entgelte für die Rufweiterleitung auf den Vodafone-Gewinn. So sank das EBITDA um 7,4 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro, der Umsatz schrumpfte um knapp 5 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Dennoch habe das Unternehmen seine hiesige Spitzenposition behauptet und sei bestens aufgestellt, sagte Deutschland-Chef Friedrich Joussen. Die Zahl der Kunden erhöhte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr um 3,6 Millionen auf 34,4 Millionen.
Gesamtdividende von 7,51 Pence pro Aktie
Konzernangaben zufolge soll den Vodafone-Aktionären eine um 11,1 Prozent erhöhte Gesamtdividende von 7,51 Pence je Aktie gezahlt werden, was einer Dividendenquote von 60 Prozent entspricht. Für das Geschäftsjahr 2008/09 erwartet Vodafone einen Umsatz von 39,8 bis 40,7 Milliarden Pfund und einen bereinigten operativen Gewinn von 11,0 bis 11,5 Milliarden Pfund. Dabei dürften die Geschäftsbedingungen in Europa angesichts des eingetrübten Konjunkturklimas sowie des anhaltenden Preis- und Regulierungsdrucks herausfordernd bleiben, sagte Vodafone-Chef Arun Sarin. Der Konzernlenker rechnet ferner mit deutlich positiven Währungseffekten auf Basis eines Wechselkurses von 1,30 Euro zum britischen Pfund.
Colao folgt auf Sarin
Für den Rücktritt von Vorstandschef Sarin nannte Vodafone keine Gründe. Der Konzernchef will seinen Posten mit Ablauf der Hauptversammlung am 29. Juli abgeben. Er soll durch den bisherigen Vize- und Europachef Vittorio Colao ersetzt werden. Der 53-jährige Sarin stand insgesamt fünf Jahre an der Spitze des Mobilfunkkonzerns. Laut eines Berichts der «Financial Times» kommt Sarins Rücktritt für viele in der Branche überraschend, da er noch vor wenigen Monaten Rücktrittsgerüchte dementiert habe. Zudem könne er auf eine Erfolgsbilanz verweisen. Dazu gehöre vor allem, dass Sarin 2007 die Übernahme der Mehrheit bei Hutchison Essar, dem viertgrössten Mobilfunkkonzern in Indien, abschliessen konnte.
Die Analysten von Merrill Lynch sahen ihre Prognosen von den Konzernzahlen übertroffen. Die Bekanntgabe von Sarins Rücktritt sehen die Experten im Gegensatz zu anderen Marktteilnehmern nicht als «Schock-Ankündigung». Schliesslich habe dieser Schritt seit mehr als einem Jahr im Bereich des Möglichen gelegen. Sarins Nachfolger Vittorio Colao sei stärker auf das Kerngeschäft fokussiert. Dies deute darauf hin, dass kurzfristig nicht mit grösseren Akquisitionen zu rechnen sei, schätzt Merrill Lynch. (awp/mc/pg)