Vorschau Kudelski: Am einstigen Highflyer scheiden sich nun die Geister


Die Aktie von Kudelski weist in diesem Jahr die viertschlechteste Performance im SMI auf. Die vielen Unsicherheiten im Pay-TV-Markt haben die Begeisterung für den High-Tech-Konzern schwinden lassen.

Von Beat Römer


(Foto: Keystone)
Der Aufstieg von André Kudelski und seinem Unternehmen – seine Familie kontrolliert immer noch 65 Prozent – zum Liebkind der Schweizer Wirtschaft und der Börse ist eng verbunden mit dem Hype rund um die TMT-Branche (Technology, Media, Telecommunication). Seitdem die Internet-Blase geplatzt und mit ihr der Nasdaq auf Talfahrt gegangen ist, leidet jedoch auch der Titel des Westschweizer Technologieunternehmens an Schwindsucht. Dabei hat sich das Unternehmen zu den führenden Anbietern von Zutrittssystemen für Digital-TV-Systeme und verwandten Gebieten entwickelt.

Wie weiter im digitalen TV-Markt?Nach der Kirch-Pleite in Deutschland und den horrenden Verlusten des Pay-TV-Senders Premiere fragt man sich aber erst recht, wie stabil Kudelskis Geschäftsfelder und deren Einnahmen sind. Und Unsicherheit ist bekanntlich Gift an der Börse. Im britischen Markt sitzen zwei der wichtigsten Kunden von Kudelski: NTL und Telewest. NTL (auch Besitzerin von Cablecom) ist die Nummer zwei in Kudelskis Portfolio und hoch verschuldet. NTL und Telewest können kaum noch Investitionen tätigen.

Erwartungen wurden nach unten revidiertAndré Kudelski spielte die Folgen eines Konkurses von NTL in einem Interview mit der «Finanz und Wirtschaft» jedoch herunter; Sein Zugangssystem wäre ein Aktiv-Posten und auch ein anderer Käufer wäre wieder auf Decoder angewiesen. Sarasin hat aufgrund der allgemeinen Ungewissheit auf den Pay-TV-Märkten die Schätzungen bereits zurückgenommen. Auch die ZKB rechnet mit einem leicht tieferen Umsatz und Gewinn als erwartet.

Wie hoch fallen Rückstellungen aus?Schon beim Semesterergebnis hatte ein Rückgang des Betriebsergebnisses um 31 Prozent und beim Reingewinn um 8 Prozent rapportiert werden müssen. Das Ergebnis wird auch von Rückstellungen beeinflusst, welche Kudelski wegen eines Rechtsstreits in den USA tätigen muss: Nagrastar, ein Joint-Venture von Kudelski und Echostar – wurde wegen Patentverletzungen verklagt und verurteilt. Das Berufungsverfahren läuft.

Wen will Kudelski kaufen?
Man erwartet von André Kudelski deutliche Aussagen, wie stark das Unternehmen die Probleme im Digital-TV-Markt zu spüren kriegt und wo allenfalls Akquisitionen anstehen: In der Gerüchteküche wird Canal+ Technologies als möglicher Kudelski-Kauf gehandelt. In Bezug auf neue Kontrakte zur Lieferung von Smart-Card-Systemen herrscht bei Kudelski seit mehreren Monaten Stillschweigen.

Kommt Fusion Echostar/DirectTV zustande?Der grösste Unsicherheitsfaktor ist die angekündigte Fusion zwischen Echostar – dem wichtigsten Kudelski-Kunden – und DirectTV. Die Fusion würde den Kudelski-Kundenstamm massiv verbreiten und das Unternehmen in neue Dimensionen führen. Kudelski argumentiert weiter, dass die Fusion dem Unternehmen eine Gewinnsteigerung von mindestens 40 Prozent ermöglichen würde.

Chancen werden unterschiedlich eingeschätzt
Bereits hat die Generalversammlung der Erhöhung des bedingten Aktienkapitals zugestimmt, damit Kudelski Echostar bei der Fusion finanziell unter die Arme greifen kann. Die Analysten beurteilen die Chance unterschiedlich, ob der Deal Echostar/DirectTV zustande kommt; Vontobel etwa rechnet mit weniger als 50 Prozent. Die Banque Cantonale Vaudoise ist aber der Ansicht, dass Kudelski auch bei einem Scheitern der Fusion als Lieferant bei DirectTV zum Zuge kommen könnte und sich so einen dicken Fisch angeln könnte. Solange die Fusionspläne aber scheitern können, so lange dürfte dies auch den Kursverlauf der Aktien prägen.

Kudelski Jahresergebnis: Die Prognosen der Analysten UmsatzEBITDAEBITReingewinnRatingErgebnis 2000359,586,875,466,6 ZKB487,8—75,482,4ÜbergewichtenVontobel480,3100,984,980,9NeutralCSFB487,8—92,586,1BuySarasin484,6111,995,484,2BuyBCV492,51048983AkkumulierenAlle Geldwerte in Mio. Franken

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