Vorschau Richemont: Keiner erwartet für das Geschäftsjahr 2001/02 De-Luxe-Zahlen


Seit dem 11. September sind für Luxusgüterkonzerne die fetten Jahre passé. Auch Richemont wird morgen nicht mit glänzenden Zahlen aufwarten können. Der Gewinn dürfte bei gehaltenen Erlösen eingebrochen sein.

Von Martin Vetterli


Der Start ins Geschäftsjahr ist der Compagnie Financière Richemont zwar noch einigermassen geglückt, doch die Terroranschläge in den USA haben der Gruppe einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Bereits im November musste der in Zug beheimatete Konzern – im Einklang mit der internationalen Konkurrenz – seine Gewinnschätzungen kräftig zurückschrauben. Den Konsumenten war die Lust auf Luxus vergangen.

Negativer Trend hat sich fortgesetztDamals konnte Richemont für die erste Hälfte des Geschäftsjahres noch ein Umsatzplus von 10 Prozent melden. Im dritten Quartal setzte das Unternehmen aber 4,3 Prozent weniger um als in der Vorjahresperiode. Dieser Trend hat sich im vierten Quartal mit grosser Sicherheit fortgesetzt. Denn in den ersten drei Monaten des Jahres haben die Schweizer Unternehmen 6,4 Prozent weniger Uhren ins Ausland exportiert.

Schlechter Geschäftsgang im WinterhalbjahrDiese Entwicklung wird sich mit grosser Sicherheit im morgen von Richemont präsentierten Jahresergebnis niederschlagen. Gemäss Schätzungen von Analysten ist der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr 2001/02 nur noch um bescheidene 1,4 bis 5,2 Prozent gestiegen. Im besten Fall ist die Zuwachsrate auf Jahresbasis also nicht einmal halb so hoch wie jene im ersten Semester. So erwartet die am pessimistischsten eingestellte Bank Vontobel einen Umsatz in Höhe von lediglich 3,735 Milliarden Franken, JP Morgan rechnet immerhin mit 140 Millionen mehr. Die Konsensschätzung liegt bei 3,81 Milliarden Franken.

Gewinn eingebrochen
Die Absatzprobleme, mit denen Richemont seit dem vergangenen Herbst zu kämpfen hat, dürften sich noch deutlicher auf der Gewinnseite niedergeschlagen haben. Gemäss den von Bloomberg berechneten Konsensschätzungen ist der Gewinn je Aktie auf 1,678 Franken zurückgegangen. Hatte Richemont im Vorjahr noch 968 Millionen Franken verdient, dürfte der Konzern dieses Jahr die Ein-Milliarden-Marke deutlich verfehlt haben. Analysten erwarten einen Einbruch des Reingewinns um 14,9 Prozent (Deutsche Bank: auf 824 Millionen) bis 18,7 Prozent (Exane: auf 787 Millionen Franken).

Sarasin will morgen Gewinnschätzung anhebenIn einem heute veröffentlichten Bericht äussert sich Sarasin jedoch wieder etwas zuversichtlicher über Richemonts Zukunft. Die Bank kündigt darin an, im Anschluss an die Analystenkonferenz das Kursziel anheben zu wollen. Dies hänge jedoch weniger mit dem Luxusgüter-Geschäft zusammen, für das Sarasin vorsichtig bleibt, sondern mit dem Engagement bei BAT (British American Tobacco). «Unserer Ansicht nach war die Outperformance der Richemont-Aktie getrieben durch den Anstieg des BAT-Aktienpreises um über 40 Prozent», schreibt die Bank.

Richemont 2001/02: Erwartungen der Analysten UmsatzReingewinnEbitRatingMerrill Lynch3835306483BuySarasin3804352537HoldDeutsche Bank3820319483UnderperformZKB3810307480Übergewichtenin Mio. Euro

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