Zwischen 3,7 und 5,2 Milliarden Franken schätzen die Analysten den Reingewinn von Roche im letzten Jahr. Mehr Einigkeit besteht darin, dass der Konzern am Mittwoch einen weiteren Spin-off ankündigen könnte.
Von Markus Schär
(Foto: Keystone)
Mit einem einzigen Wort löste Franz Humer Gerüchte aus, die sich inzwischen schon fast zu Gewissheiten verdichten. Im Interview mit der führenden amerikanischen Anlegerzeitung «Barron´s» räumte der CEO von Roche ein, dass die Vitamin-Sparte nur noch ein geringes Wachstum und eine schwindende Marge bringe. Und auf die Frage, ob deshalb ein Verkauf oder eine Abspaltung nicht mehr auszuschliessen sei, antwortete er: «Correct.»
Der Goldesel wurde zum AlptraumMit dem Herstellen von Vitaminen verdiente Roche Jahrzehnte lang das grosse Geld – zu viel Geld: Preisabsprachen trugen dem Konzern in den USA und in Europa Bussen in Milliardenhöhe ein. Inzwischen sind die lebenswichtigen Stoffe aber Massenprodukte, bei denen Preisdruck herrscht. Deshalb passt das Vitamingeschäft nicht mehr in einen hohe Margen gewohnten Pharmakonzern.
Kommt Vitamingeschäft an die Börse?Roche kann die Sparte allerdings nicht einfach einem Konkurrenten verkaufen: Sie hat eine so bedeutende Stellung auf dem Markt, dass die Wettbewerbshüter einschreiten würden. Deshalb gehen die Beobachter davon aus, dass das Geschäft, wie vor zwei Jahren die Aroma-Produzentin Givaudan, als Spin-off an die Börse gebracht werden könnte. Aber sie sind sich auch weitgehend einig, dass allein diese Massnahme dem dümpelnden Aktienkurs nicht zu neuem Schwung verhelfen kann.
Finanzergebnis schwierig zu schätzenWeniger Übereinstimmung herrscht bei den Erwartungen an die Jahresergebnisse, die Roche am Mittwoch bekannt gibt. Den Umsatz sehen zwar die Analysten fast ausnahmslos in einer engen Spanne zwischen 29,2 und 29,6 Milliarden Franken. Schwierig zu schätzen ist aber das Finanzergebnis, dem die Bank mit angegliedertem Pharmageschäft in den Neunzigerjahren ihre glänzenden Zahlen verdankte. Die Erwartungen an den Reingewinn klaffen so zwischen 3,75 Milliarden (Lombard Odier) und 5,24 Milliarden Franken (Banque Bordier) weit auseinander.
Roche: Kennzahlen unter der Lupe Reingewinnoperativer GewinnUmsatzUmsatz PharmaRatingVorgaben 2000:5,0144,30127,573 Schätzungen für 2001: CSFB4,6175,10331,419,883HoldDeutsche Bank4,7234,49429,50518,884Market PerformMerill Lynch4,664,42529,24018,72BuyVontobel4,6454,45129,46918,856 Leu4,8894,42529,23718,677 Pictet3,94,3929,4418,77NeutralSarasin4,5484,31229,33318,728HoldLombard Odier3,754,3529,6 ZKB4,714,4229,1718,62MarktgewichtenBanque Bordier5,244,629,5 Alle Geldwerte in Mrd. Franken
Fast alle erwarten GewinneinbruchGegenüber dem Ergebnis des Vorjahres erwarten aber fast alle – eben wegen des schwierigen Finanzgeschäftes – einen deutlichen Einbruch. Und auch für das angelaufene Jahr hält sich die Vorfreude in engen Grenzen. An neuen Produkten erwarten die Analysten nur gerade Pegasys gegen Hepatitis C mit einem Umsatz zwischen 100 und 200 Millionen Franken. Mit Ausnahme von Merrill Lynch, die Kaufen empfiehlt, kann sich denn auch kaum jemand für den Titel erwärmen.
Helaba Trust erwartet den TurnaroundEine dezidierte Gegenmeinung vertritt nur der Helaba Trust. Die Frankfurter sehen Roche bereits als «Turnaround-Spekulation mit überdurchschnittlichem Kurspotenzial». Sie empfehlen Übergewichten, denn sie erwarten von Roche eine um bis zu 15 Prozent bessere Entwicklung als der Markt – allerdings nur, wenn die Abspaltung des Vitamin-Geschäfts tatsächlich zustande kommt.
Roche vs. SPI im 2001Chart