Vorstandschef Guillaume de Posch verlässt ProSiebenSat.1

Zu den Gründen wurden zunächst keine näheren Angaben gemacht. Ein Nachfolger für de Posch soll in den kommenden Monaten gefunden werden. An der Börse wurde die Nachricht mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Bis zum Nachmittag verlor die ProSiebenSat.1-Aktie 3,5 Prozent auf 7,42 Euro.


«Richtiger Zeitpunkt um neue Herausforderung zu suchen»
De Posch selbst sagte laut Mitteilung, ProSiebenSat.1 stehe nach der Arbeit der vergangenen Jahre und der Übernahme der skandinavischen Senderkette SBS im vergangenen Jahr auf einer soliden Basis. «Für mich ist jetzt der richtige Zeitpunkt, eine neue Herausforderung zu suchen.» Ein Sprecher ergänzte auf Anfrage, die lange Übergangsphase bis zum Ausscheiden de Poschs sei bewusst gewählt worden. «Es ist Guillaume de Posch ganz wichtig, dass wir einen guten Übergang haben.» Mit möglichen Unstimmigkeiten zwischen de Posch und den Mehrheitseigentümern KKR und Permira habe sein Ausscheiden nichts zu tun.


Fokussierte Suche nach einem Nachfolger
«Wir werden nun eine fokussierte Suche nach einem Nachfolger einleiten, um einen erstklassigen Medienmanager für ProSiebenSat.1 zu gewinnen», sagte Aufsichtsratschef Götz Mäuser. Mäuser, Partner beim Finanzinvestor Permira und damit einem der Mehrheitseigentümer des Unternehmens, bedauerte de Poschs Entscheidung und würdigte seine Arbeit. In den Vorstand rückt nun Andreas Bartl auf, der sich seit Mai um das deutschsprachige Fernsehgeschäft kümmert. An seinem Aufgabenbereich ändert sich zunächst nichts.


Schuldenberg von rund 3,5 Mrd. Euro
Der Konzern steckt momentan in einer Phase des Umbruchs. Seit der Übernahme der skandinavischen Senderkette SBS im vergangenen Jahr sitzt ProSiebenSat.1 auf einem Schuldenberg von rund 3,5 Milliarden Euro. Im ersten Quartal lief das Geschäft obendrein nicht rund. Wegen sinkender Werbeeinnahmen und schwacher Quoten auf dem Heimatmarkt war das operative Ergebnis um ein Viertel eingebrochen. Auch der Umsatz ging zurück. De Posch hatte dies unter anderem mit einer Umstellung des Werbezeitenmodells begründet.


Kritik an Dividendenpolitik
Auf der Hauptversammlung des Unternehmens in der vergangenen Woche hatten Kleinaktionäre ausserdem die Dividendenpolitik des Unternehmens sowie der Mehrheitseigentümer KKR und Permira kritisiert. Sie hatten moniert, die für 2007 geplante Ausschüttung von rund 270 Millionen sei angesichts eines Gewinns von knapp 90 Millionen Euro überzogen. Aufsichtsratschef Mäuser hatte dies unter anderem mit dem Hinweis auf Sondereffekte und der Versicherung, die Ausschüttung gehe nicht zu Lasten der Substanz, zurückgewiesen. (awp/mc/pg)

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