Entsprechend werden sie ihre konjunkturelle Erholung im ersten Halbjahr 2010 fortsetzen. Allerdings können das Auslaufen der staatlichen Unterstützungsprogramme und ein schwacher privater Konsum zu einem Abflachen der Konjunktur im zweiten Halbjahr führen. Das erklärte Dr. Jörg Zeuner, Chief Economist der VP Bank, anlässlich eines konjunkturellen Jahresausblicks vor der Presse in München. Marktbestimmende Themen sind aus seiner Sicht die weiter steigenden Staatsschulden, die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung der Schwellenländer sowie steigende Unternehmensgewinne selbst bei schwachem Wachstum.
Das Problem: Hohe Staatsschulden belasten Zinsniveau und Wachstum
Die massiven staatlichen Hilfsprogramme des letzten Jahres haben zu einer starken Zunahme der Staatsschulden geführt. Die Neuverschuldung der meisten Industriestaaten wird nach Einschätzung der VP Bank auch in diesem Jahr weiter steigen und sich negativ auf das Zinsniveau und damit auf die Konjunktur auswirken.
Die Gewinner: Schwellenländer bauen ihren Weltmarktanteil weiter aus
Die Emerging Markets, allen voran Asien und Lateinamerika, sind schnell wieder auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Hohe finanzielle Reserven erlaubten ein entschiedenes Eingreifen durch die Wirtschaftspolitik. Hohe Exportquoten – etwa in China, Indien und Südkorea – liefern die Grundlage für nachhaltiges Wachstum. Sie erhöhen das Wachstumspotenzial und damit die wirtschaftliche Bedeutung der Schwellenländer. Unterstützt wird die konjunkturelle Entwicklung inzwischen auch durch einen steigenden Inlandskonsum. Für die strategische Asset Allokation ist Asien weiterhin eine interessante Region. Aus taktischer Sicht hat auch Osteuropa wieder an Bedeutung gewonnen.
Die Überraschung: Entwicklung des privaten Konsums ist noch offen
Wichtige Indikatoren in den USA signalisieren eine positive Entwicklung des privaten Konsums: Die Haushalte haben sich 2009 deutlich entschuldet, die Zinslast ist niedrig, die Sparquote liegt nahezu in einem angemessenen Verhältnis zum verfügbaren Einkommen, das Konsumentenvertrauen steigt und die Arbeitslosigkeit hat voraussichtlich ihren Höhepunkt erreicht. Damit, so Zeuner, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der amerikanische Konsum positiv überraschen könnte. Im Euro-Raum hingegen ist aufgrund eines möglichen Anstiegs der Arbeitslosenzahl nach Auslaufen der Kurzarbeit mit einer Verunsicherung der Konsumenten zu rechnen.
Die Langsamen: Auch in diesem Jahr ist Inflation kein Thema
Die Inflationsraten werden sich in diesem Jahr im Spannungsfeld zwischen höheren Energiepreisen einerseits und deflationären Faktoren wie stagnierende Einkommen, geringes Wachstum der Kreditvolumen und nicht ausgelastete Kapazitäten andererseits stabil entwickeln. Die VP Bank erwartet, dass sich die Preisentwicklung nach einem Anstieg in den ersten Monaten im Jahresverlauf wieder abschwächen wird.
Die Dynamischen: Unternehmensgewinne werden sich deutlich erholen
Die letztjährige Erholung an den Aktienmärkten war überwiegend von der Politik der Notenbanken, der Liquidität und von Bewertungen getrieben. Im laufenden Jahr wird sich der Fokus auf die Unternehmensgewinne verlagern. Eine hohe Produktivität durch den Beschäftigungsabbau während der Krise, steigende Margen durch gefallene Einkaufspreise und rückläufige Investitionskosten tragen dazu bei, dass die Unternehmensgewinne steigen werden.
Vorsichtig optimistisches Konjunkturbild
Der Markt hat die zu erwartende Gewinnerholung, so Zeuner, bisher kaum eingepreist, so dass die Aktienmärkte Anlegern weiterhin ein attraktives Performencepotenzial bieten. Allerdings muss damit gerechnet werden, dass die Entwicklung volatiler verläuft als im vergangenen Jahr. Insgesamt zeichnet die VP Bank ein vorsichtig optimistisches Konjunkturbild bei dem diesjährigen Jahresausblick, der bereits zum zweiten Mal in München, dem deutschen Standort der Bankengruppe, stattgefunden hat. Die konjunkturellen Chancen überwiegen die Risiken und die Kapitalmärkte bieten Investoren ein interessantes Anlagepotenzial. (vp bank/mc/ps)