Vulkanasche wird richtig teuer

Die Sperrung weiter Teile des europäischen Luftraums wegen der Gefährdung durch die Aschewolke kann schnell einige hundert Millionen Euro Schaden verursachen. Nach Berechnungen des Verbandes der europäischen Fluggesellschaften AEA drohen allein den Airlines Einbussen von täglich mehr als 100 Millionen Euro. «An einem normalen Tag würden unsere Mitglieder mit Umsätzen von 200 Millionen Euro rechnen», sagte Sprecher David Henderson. Da am Freitag aber rund 60 Prozent der Flüge ausgefallen sind, wären dies allein schon 120 Millionen Euro. Dazu kommt: Die Airlines müssen sich um die Unterbringung und Verpflegung von gestrandeten Gästen kümmern.


Die grösste europäische Fluggesellschaft Lufthansa konnte zunächst keine Angaben zu den Schäden machen. Allerdings hatte sie vor den Pilotenstreiks im Februar hochgerechnet, dass jeder Streiktag mit rund 25 Millionen Euro zu Buche schlage. Nach dem eintägigen Streik mit rund 2.000 ausgefallenen Flügen bezifferte sie den Schaden einschliesslich Spätfolgen auf rund 50 Millionen Euro. Zum Vergleich: Allein am Donnerstag und Freitag fielen europaweit rund zehn Mal so viele Flüge aus wie beim Lufthansa-Streik.


Weniger Geld für Flughäfen
Auch die Flughäfen haben weniger Geld in der Kasse. Gebühren für Starts und Landungen können sie bei Stillstand nicht erheben. Und auch die wichtigste Einnahmequelle, die Erlösbeteiligung aus dem Verkauf von zollfreien Waren, Geschenken oder Mitbringsel in den Flughafengeschäften, dürfte leiden. Das gilt zumindest dann, wenn die Fluggäste rechtzeitig über Ausfälle informiert sind und gar nicht erst zum Flughafen fahren.


Rückschläge bedeutet dies auch für Reiseveranstalter wie Tui oder Thomas Cook . Der Deutsche Reiseverband (DRV) rechnete damit, dass allein am Freitag rund 50.000 deutsche Veranstalter-Gäste durch die Flugverbote betroffen waren – einige sassen im Urlaubsland fest, andere in der Heimat, wieder andere wurden umgeleitet. «Wir helfen, wo es nur geht», sagte DRV-Sprecher Thorsten Schäfer. «Uns sind aber auch die Hände gebunden.»


Fracht ist sensibel
Volkswirtschaftlich besonders sensibel ist der Frachttransport. «Wenn zum Beispiel in einem Unternehmen ein Ersatzteil für 5.000 Euro fehlt kann das schnell einen siebenstelligen Schaden verursachen», sagt Lufthansa-Cargo-Sprecher Nils Haupt. Allein am Frankfurter Flughafen schlägt das Unternehmen bis zu 20.000 Tonnen Fracht in der Woche um. Seit den Flugausfällen setzt das Unternehmen nun auf Lastwagen. Wertfracht und lebende Tiere bleiben dagegen am Flughafen.


Versicherer erwarten keine grösseren Schäden
Keine grösseren Schäden durch die Vulkanasche erwarten dagegen die Versicherer: Denn im Gegensatz zu Flugzeugabstürzen sind Flugausfälle der Airlines in der Regel nicht versichert, wie der Rückversicherer Munich Re und die Allianz in München erklärten. Ein Sprecher von Munich Re zeigte sich sogar erleichtert, dass viele Flughäfen nach dem Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjalla vorsorglich gesperrt wurden.


Bahnen und Autovermieter als Krisengewinner
Einige Krisengewinner etwa bei Bahnen oder Autovermietern gibt es aber auch. «Wir rechnen damit, dass die Nachfrage grösser wird», sagte ein Sprecher von Deutschlands grösstem Autovermieter Sixt Autovermietung . Das Unternehmen habe europaweit bisher 2.000 zusätzliche Fahrzeuge bereitgestellt. Und auch der Reisebus-Betreiber Touring Deutschland sprach von einer gestiegenen Nachfrage und erweiterte seine Kapazität.


An den Börsen schlugen sich die massiven Flugausfälle am Freitag deutlich negativ nieder. Lufthansa-Aktien sackten an das Ende des deutschen Leitindexes Dax und sanken zeitweise um 2,15 Prozent auf 13,00 Euro ab. Auch die Papiere von Air Berlin, dem Flughafenbetreiber Fraport oder den grossen Airlines in Frankreich und Grossbritannien rutschten ab. (awp/ mc/pg/23)

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