VW: Absatzeinbruch und Rauswurf aus EuroSTOXX

Gleichzeitig wurde bekannt, dass die Aktie nach dem erneuten Kursrückgang der vergangenen Wochen nun auch aus dem Index der 50 wichtigsten europäischen Titel fliegt – ein herber Schlag für Europas grössten Autobauer. Und gegen den massiven Sparkurs, den VW-Chef Bernd Pischetsrieder und sein Personalvorstand Peter Hartz jetzt fahren wollen, läuft die IG Metall Sturm.

Gelassene Reaktion – offiziell
Offiziell reagierte Volkswagen gelassen: Die EuroSTOXX- Entscheidung beruhe auf dem Aktienkurs an einem Stichtag. Und dieser gebe keineswegs die Lage des Unternehmens wieder, sondern sei belastet durch eine Vielzahl externer Faktoren: die generelle Flaute auf dem Automarkt, eine schwierige Wechselkurssituation und auch die Entwicklung bei den Ölpreisen. «Wir sind überzeugt, dass das laufende Modellfeuerwerk und die im Rahmen von ´ForMotion´ eingeleiteten Massnahmen uns wieder einen Platz im Index sichern werden», sagte ein Sprecher.

Schlechte Nachrichten nicht überraschend
Die schlechten Nachrichten kamen für Volkswagen indes nicht überraschend. So wird der Absatzrückgang in den USA im August – von immerhin fast 30 Prozent gegenüber August 2003 – auch darauf zurückgeführt, dass die Modelle Jetta und Passat auslaufen und deren Nachfolger erst im nächsten Jahr kommen. In China habe Volkswagen trotz eines insgesamt rückläufigen Automarktes im August immerhin noch 49´570 Fahrzeuge verkauft und sich damit an der Spitze gehalten. Aber die mit Preisen und Rabatten geführte Schlacht um die Kunden hält unvermindert an. Und auch auf dem heimischen Markt guckt der Autokäufer aufs Geld.

Aktienkurs auf Talfahrt
Der Aktienkurs ging am Tag nach der abendlichen EuroSTOXX- Entscheidung weiter zurück. Wenn die VW-Aktien in dem Index ab Mitte September nicht mehr notiert sind, müssen Manager von Index- orientierten Fonds verkaufen, was erfahrungsgemäss weiter auf die Kurse drücken dürfte. Aber VW setzt darauf, dass dies nur vorübergehend sein wird.

Keine Patentrezepte

Patentrezepte, wie Volkswagen der Krise entkommen kann, scheint es aber nicht zu geben. Ein Ansatzpunkt sind die Kosten, mit denen VW seine Autos produziert. Die Kostenbasis bei Volkswagen sei im Vergleich mit den Wettbewerbern sehr hoch, sagte der Autoexperte bei der HypoVereinsbank, Albrecht Denninghoff. «Die zwei Jahre der Krisenbewältigung, die Opel und Ford schon hinter sich haben, hat Volkswagen noch vor sich.»

Sparpaket «ForMotion» ungenügend?
Selbst wenn sich Hartz mit seinem Sieben-Punkte-Katalog in der anstehenden Tarifrunde vollstän dig durchsetzen könnte, würde das einschliesslich der mit dem Sparpaket «ForMotion» geplanten Massnahmen nicht ausreichen, um die Kostenstrukturen durchgreifend zu verbessern, meint er. Dabei zeichnet sich schon jetzt eine scharfe Tarifauseinandersetzung ab.

Nicht mehr Autobauer (nur) für die breite Masse
Die Modellstrategie beurteilt der Experte im Prinzip zwar positiv. Die Zielsetzung von VW, mehr Nischen zu besetzen und die Fahrzeuge genau dort zu positionieren, sei schon richtig. Kritiker bemängeln aber auch, dass VW nicht mehr Autobauer für die breite Masse ist, sondern sich mit speziellen und oft zu teuren Autos verzettelt. Ob VW für die neuen Autos die geplanten Preise auf dem Markt werde erzielen können, hält indes auch Denninghoff für keineswegs sicher.

Beifall für VW Fox
Auf Beifall stösst bei Fachleuten die Rückkehr zu den Wurzeln mit einem echten, für eine breite Käuferschicht erschwinglichen «Volks-Wagen». Der nach VW-Angaben zum Frühjahr 2005 geplante VW-Fox für unter 10´000 Euro könne eine Lücke im Sortiment füllen. Es gebe einen Markt für ein einfaches Auto. Aber Denninghoff warnt zugleich vor Qualitätsmängeln. «Es müssen nicht fünf Sterne sein.» Aber zuverlässig und sicher sollte der Fox sein und mit gutem Wiederverkaufswert – eben wie der legendäre Käfer: «Er läuft und läuft und läuft.» (awp/scc/pds)

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