VW-Affäre: Ex-Finanzvorstand weist Vorwürfe gegen Piëch zurück

Adelt sagte vor dem Braunschweiger Landgericht, er habe Piëch nicht auf Unregelmässigkeiten bei einer Kostenstelle hingewiesen, über die Lustreisen auf Firmenkosten abgerechnet wurden. Dies hatte zuvor laut Staatsanwaltschaft ein unbekannter Informant mitgeteilt. Adelt sagte, er habe selbst keine Kenntnis über mögliche Unregelmässigkeiten gehabt. Nach dem vierten Verhandlungstag gegen Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert und den früheren Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer hat die Kammer den Prozess bis Ende März verlängert. Ursprünglich sollte das Urteil Ende Januar gesprochen werden.


Piëch soll im Januar aussagen
Piëch bestreitet jede Verwicklung in die Affäre. Er soll im Januar vor Gericht aussagen – ebenso wie sein Nachfolger als VW-Vorstandschef, Bernd Pischetsrieder, und Piëchs ehemaliger Büroleiter Rupert Stadler, der heutige Audi-Chef.


Einblicke ins «System Volkswagen»
In das sogenannte «System Volkswagen» hat am Dienstag der ehemalige Personalmanager Helmuth Schuster Einblicke gegeben. Er sagte aus, der frühere Personalvorstand Peter Hartz und andere Vorstände hätten zum Ausdruck gebracht, dass die Betriebsräte «glücklich» sein sollten. «Die gute Stimmungslage stand im Vordergrund.» Aufgrund des VW-Gesetzes sei bei wichtigen Entscheidungen die Zustimmung des Betriebsrats notwendig gewesen, erläuterte Schuster. Durch «atmosphärische Ergänzungen» habe alles reibungslos laufen sollen, sagte Schuster. Einzelheiten zur Rolle Piëchs hatte er nicht genannt.


Schuster als Schlüsselfigur
Schuster gilt selbst als eine Schlüsselfigur der VW-Affäre. Gegen den 53-Jährigen, der nach seiner Zeit bei VW Personalchef der VW-Tochter Skoda war, wird in der Affäre ebenfalls ermittelt. Er soll mit einem Netz aus Tarnfirmen Gelder kassiert haben, die VW zustanden. Schuster sprach ebenso wie Hartz in dessen Prozess im Januar von der Bedeutung des «Co-Managements» bei Volkswagen. «Ohne Arbeitnehmerbank waren Themen nicht zu bewegen.» Für wichtige Investitionen etwa habe der Vorstand die Zustimmung der Betriebsräte gebraucht. Das dubiose Konto, über das auch Lustreisen abgerechnet wurden, war laut Schuster anfangs beim Generalsekretariat des Vorstandsvorsitzenden angesiedelt und erst später bei Hartz. Nach Aussagen von VW jedoch war dieses Konto niemals beim Generalsekretariat angesiedelt.


Verurteilter Hartz soll am Donnerstag aussagen
Volkert und Gebauer sind wegen Untreue und Anstiftung zur Untreue angeklagt. Volkert soll unter anderem Hartz dazu angestiftet haben, ihm Sonderboni von knapp zwei Millionen Euro zu zahlen. Hartz ist vor knapp einem Jahr zu zwei Jahren auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 726 000 Euro wegen Untreue verurteilt worden. Er soll am Donnerstag als Zeuge im laufenden Prozess gegen Volkert und Gebauer vernommen werden. (awp/mc/pg)

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