Mit dem frischen Geld soll die Übernahme des Sportwagenbauers Porsche finanziert werden. Schon in der nächsten Woche will VW knapp die Hälfte an Porsche übernehmen und bezahlt dafür 3,9 Milliarden Euro. Zudem befürworteten die Aktionäre, dass Niedersachsen auch künftig zwei Vertreter in den Aufsichtsrat entsenden darf, sofern das Land über mindestens 15 Prozent der Stimmrechte verfügt. Bislang hält Niedersachsen 20 Prozent, muss aber bei der Integration von Porsche mit einem Abschmelzen seines Anteils rechnen.
Familiennachzug
Zudem schrieben die Aktionäre fest, dass auch künftig eine Mehrheit von 80 Prozent der Stimmen bei wichtigen Entscheidungen notwendig ist. Ferner wurden zwei weitere Angehörige der Porsche-Eignerfamilien als Mitglieder des VW-Aufsichtsgremiums gewählt. Hans Michel Piech und Ferdinand Oliver Porsche waren nach dem Rückzug des damaligen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking und seines Finanzvorstands Holger Härter Ende Juli vorläufig bestellt worden.
Piech in der Kritik
Aktionärsvertreter hatten zuvor beharrlich Kritik geübt. Sie warfen dem Miteigner des Sportwagenbauers und VW-Chefaufseher Ferdinand Piech Interessenskonflikte vor. Porsche ist derzeit mit knapp 51 Prozent an VW beteiligt und das Golf-Emirat Katar will seine Beteiligung noch vor Weihnachten von derzeit knapp 7 auf 17 Prozent erhöhen. Auch stellten die Aktionäre den Kaufpreis in Frage und kritisieren, dass die Kapitalerhöhung über Vorzugsaktien erfolgen soll und damit die Stammaktionäre schütze.
«Nicht der Retter von Porsche»
Die VW-Vertreter traten den Angriffen vehement entgegen. «Ich bin der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Volkswagen AG. Ich bin nicht der Retter von Porsche», entgegnete Piech. Porsche hatte sich beim Versuch, VW zu übernehmen, verhoben und Milliardenschulden angesammelt. VW-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch verteidigte den auf 12,4 Milliarden Euro angesetzten Unternehmenswert für Porsche als angemessen. Er sei nach einer ausführlichen Buchprüfung festgelegt und auch von verschiedenen externen Finanzinstituten sowie Wirtschaftsprüfern bestätigt worden. Eine erste Kapitalerhöhung über rund vier Milliarden Euro zur Finanzierung des Porsche-Deals ist im ersten Halbjahr 2010 geplant. Insgesamt könnte VW mithilfe des fünf Jahre gültigen Vorratsbeschlusses nach aktuellen Kursen über acht Milliarden Euro erlösen.
Weltmarktführer Toyota im Visier
VW hatte den monatelangen erbitterten Übernahmekampf mit Porsche für sich entschieden. Nun soll Porsche bis 2011 als zehnte Marke unter das Dach des VW-Konzerns schlüpfen. «Wir schlagen jetzt das nächste Kapitel in der Geschichte von Volkswagen und Porsche auf. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir gemeinsam eine Wachstumsgeschichte schreiben können, wie es in der Automobilwelt bisher wenige gab», sagte VW-Chef Martin Winterkorn in seiner Rede an die Aktionäre. Der VW-Konzern will bis 2018 Toyota als weltweit führenden Autobauer ablösen.
«Alle Beteiligten sind Gewinner»
«Der integrierte Konzern macht alle Beteiligten zu Gewinnern», sagte Winterkorn, der seit Ende November auch an der Spitze der Porsche-Dachholding steht. Er hob die Profitabilität von Porsche hervor und verwies auf die durch den Zusammenschluss erwarteten Synergieeffekte von 700 Millionen Euro jährlich. Über die Hälfte davon soll laut Konzernangaben nach drei Jahren erreicht werden. (awp/mc/ps/34)