VW-Machtkampf eskaliert weiter – Winterkorn attackiert Porsche

Der Konzern werde «auch künftig von seinem Vorstand in Wolfsburg geleitet», sagte Winterkorn dem Nachrichtenmagazin «Spiegel». Sollte Porsche in das Geschäft eingreifen, müsse Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Job an der VW- Spitze selber erledigen, er selber könne «noch am selben Tag gehen».


Vertrauensfrage
Seinem Grossaktionär stellt Winterkorn ausserdem die Vertrauensfrage: «Kunden, Händler, Belegschaft, Zulieferer und Aktionäre haben Vertrauen in die Wachstumsstrategie von Volkswagen. Es wäre schade, wenn dies ausgerechnet bei unserem grössten Anteilseigner nicht vorhanden wäre», sagte Winterkorn der «Süddeutschen Zeitung» (Montag). «Gutes Geld verdienen und soziale Verantwortung sind und bleiben Volkswagen-Tugenden», sagte Winterkorn und bezog sich damit auf Äusserungen von Wolfgang Porsche, denen zufolge die VW-Arbeiter einfach an die Bänder gehen und arbeiten könnten. «Wir schicken unsere Mitarbeiter nicht nur ans Band, sondern behandeln sie mit grösster Wertschätzung», meinte Winterkorn.


Porsche hält an VW 31 Prozent
Porsche besitzt derzeit knapp 31 Prozent an VW und will seinen Anteil bis zum Herbst auf über 50 Prozent ausbauen. Seit Monaten gibt es einen heftigen Konflikt um die künftige Machtverteilung in einem Porsche/VW-Konzern sowie die Mitbestimmung der Belegschaft. Mit der Übernahme von Volkswagen ist Porsche aber nach Einschätzung des VW-Betriebsratschefs Bernd Osterloh überfordert. «Für mich zeichnet sich immer klarer ab: Die Herrschaften wussten offensichtlich nicht, wie ein Weltkonzern wie Volkswagen funktioniert, und sie wissen es auch heute nicht», sagte Osterloh der «Braunschweiger Zeitung».


Absage an «Monopoly-Spiele»
Bislang habe Porsche es versäumt, VW für das Zusammengehen der Autobauer zu gewinnen, sagte Osterloh. «Wenn man ein Unternehmen wie VW übernehmen will, braucht man das Management und die Belegschaft.» Abgesehen von einigen grossen Anzeigen sei von Porsche bisher aber nichts Positives über Volkswagen zu vernehmen. Eine Lösung des Machtstreits liege für ihn nach wie vor in einer Verständigung, bei der Porsche nicht kompromisslos auf seiner Position beharre. «Wir lassen uns doch nicht auf Monopoly-Spiele ein.»


Hat Audi das Nachsehen?
Manager der VW-Tochter Audi fürchten unterdes, ihre Marke könnte das erste Porsche-Opfer werden, wie der «Spiegel» berichtet. Der neue Grossaktionär könnte nach Angaben eines Audi-Managers die Modellpalette der Ingolstädter begrenzen, um Porsche unliebsame Konkurrenz zu ersparen. So hatte Porsche kritisiert, dass Audi für den Sportwagen R8 und den Geländewagen Q7 zu niedrige Preise verlange. «Sollen wir unsere Modelle teurer anbieten, damit sie Porsche nicht gefährlich werden?», sagte der Audi-Manager dem «Spiegel».


Mahnungen aus Berlin
Justizministerin Brigitte Zypries sieht den Machtkampf zwischen Volkswagen und Porsche indes mit Unverständnis. «Ich bedauere sehr, in welcher Schärfe die Auseinandersetzung zwischen Porsche und VW geführt wird», sagte die SPD-Politikerin der «Stuttgarter Zeitung» (Montag). Die Ministerin verteidigte die Neuauflage des VW- Gesetzes, das dem Land Niedersachsen massgeblichen Einfluss sichert, auch gegen Kritik aus Brüssel. Die Regierung werde an der Novelle des VW-Gesetzes festhalten. «Sollte sich abzeichnen, dass Deutschland erhebliche Zwangsgelder drohen, werden wir uns mit dieser Lage auseinandersetzen müssen.» (awp/mc/ps)

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