Damit sind die Wolfsburger mit ihrem Versuch, im grössten Automarkt der Welt einen Luxuswagen zu etablieren, gescheitert. Ausserhalb der Vereinigten Staaten aber will VW am Phaeton festhalten. Gerade einmal 63 Exemplare des Phaeton hat VW im Oktober in den USA verkauft. Von Januar bis Ende Oktober waren es insgesamt 686 – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stürzte der Absatz damit um fast die Hälfte ein.
Phaeton von den US-Kunden nicht angenommen
Der Phaeton war Ende 2003 in den USA auf den Markt gekommen, doch die Kunden haben ihn nicht angenommen. Die Konkurrenz ist gross, zudem steht die Marke VW nicht für Wagen der Oberklasse. Zwar sagte ein VW-Sprecher am Montag in Wolfsburg, das Ende des Phaeton im Sommer 2006 bedeute nicht, dass der Wagen in den USA nie mehr auf den Markt komme. VW wolle sich aber nun erst einmal auf sein Kerngeschäft konzentrieren und mit seinem US-Hauptmodellen Jetta und Passat die Absatzwende erreichen. «Wir haben nicht die Kraft und das Geld, den Phaeton zu etablieren.» Dies halte VW zwar prinzipiell weiterhin für möglich – dafür nötig seien aber hohe Marketingkosten und finanzielle Anreize für potenzielle Käufer. Zusätzliches Geld, das VW in den USA nicht investieren will. Denn der Autobauer schreibt in den USA tiefrote Zahlen.
Absatz von VW in den USA um 17 Prozent gesunken
Der Absatz der Marke sank von Januar bis Ende Oktober trotz der neuen Modelle von Jetta und Passat um 17 Prozent auf 180 000 Fahrzeuge. Für 2005 wird im US-Geschäft wie im Vorjahr mit einem Verlust von annähernd einer Milliarde Euro gerechnet. «Die Entscheidung, den Phaeton in den USA vom Markt zu nehmen, ist richtig», kommentierte der Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen. Er sieht nun generell die Zukunft des Phaeton in Frage gestellt. «VW ist auf dem weltweit grössten Markt für Oberklassewagen nicht zurechtgekommen – das ist schon ein Zeichen.» «Es wird ein Nachfolgemodell geben», sagte dagegen der VW- Sprecher. In Europa habe der Phaeton, der in Dresden gebaut wird, in den ersten neun Monaten 2005 ein Absatzplus von fast 25 Prozent erzielt – die Stückzahl nannte der Sprecher nicht. Der «lange Atem» beim Phaeton habe sich ausgezahlt.
An Piëchs Strategie für das Luxuswagensegment soll weiter festgehalten werden
Der Wagen, der 2002 auf den Markt kam, war von Anfang an umstritten. Unter anderem Betriebsräte und Gewerkschafter hatten den Ausflug in die Luxusklasse – angeschoben vom Ex-Vorstandschef und jetzigen Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch – stets heftig kritisiert und angesichts enttäuschender Verkaufszahlen eine Konzentration aufs Kerngeschäft gefordert. VW aber will nach jetzigem Stand an seinem Luxuswagensegment, zu dem neben Phaeton auch Bentley und Bugatti zählen, nicht rütteln. Allerdings steht bei dem Autobauer angesichts hoher Kosten und Überkapazitäten derzeit alles auf dem Prüfstand. Milliarden Euro sollen eingespart, tausende Stellen gestrichen werden. VW-Markenchef Wolfgang Bernhard hat zudem mehrfach betont: VW müsse künftig verstärkt Autos anbieten, die der Kunde von der Marke erwarte – Wagen fürs Volk.
(awp/mc/hfu)