VW: Piëch für Vertragsverlängerung mit Winterkorn
Jetzt sei er schlauer: «Ich habe selbst erst mit über 70 Jahren die schwierigsten Aufgaben meines Lebens gelöst.» Der 63-jährige Winterkorn ist seit Anfang 2007 Chef bei Volkswagen und leitete zuvor die Tochter Audi. Er gilt als enger Vertrauter des mächtigen VW-Aufsichtsratschefs.
Winterkorn: «Fühle mich fit»
Ende September hatte der «Focus» über eine mögliche Verlängerung des Ende 2011 auslaufenden Vertrages mit Winterkorn berichtet und sich auf Aufsichtsratskreise berufen. Demnach solle der Vertrag um mindestens vier Jahre verlängert werden. Die Entscheidung werde der VW-Aufsichtsrat im November oder spätestens im Februar 2011 treffen. Winterkorn selbst hatte dem «Spiegel» gesagt, er wolle länger an der VW- Spitze bleiben. «Es macht mir Spass, ich fühle mich fit und wäre deshalb nicht abgeneigt, weiterzuarbeiten, wenn der Aufsichtsrat das wünscht.» Es gebe im Konzern viele Themen, bei denen Kontinuität an der Spitze hilfreich sei.
Vertriebsoffensive in China
Mit einer neuen Vertriebsoffensive Volkswagen stärker vom boomenden chinesischen Markt profitieren. Um ihre Anteile auf dem inzwischen wichtigsten Auslandsmarkt auszubauen, planen die Wolfsburger eine grossangelegte Erweiterung des Händlernetzes. Vertriebschef Christian Klingler kündigte im «Handelsblatt» an, die Zahl der Händler in China auf rund 2.600 zu verdoppeln. Zudem sollen 80.000 weitere Vertriebsmitarbeiter hinzu kommen – ebenfalls eine Verdoppelung der Personalstärke. China gilt als Wachstumstreiber im Pkw- und Lkw-Geschäft.
Kundenservice verbesserungsfähig
Klingler räumte ein, dass der Kundenservice noch verbessert werden könne. VW-Chefaufseher Ferdinand Piëch hatte der Zeitung zufolge beim Pariser Autosalon Kritik am Autovertrieb in China geäussert. Die Ausweitung des Händlernetzes soll für eine engere Betreuung sorgen. Beim Autoabsatz in China gibt es nach Überzeugung der VW-Spitze noch viel Luft nach oben. Die Konzerntochter Audi hatte dort allein im August 22.400 Fahrzeuge verkauft – ein Plus von mehr als zwei Dritteln gegenüber dem Vorjahresmonat. Im Nutzfahrzeug-Geschäft sieht Volkswagen weiteres Potenzial. Das bisher in Argentinien gefertigte Pick-up-Modell Amarok soll künftig auch für chinesische Kunden interessanter werden. Im Segment zwischen 2,8 und 7 Tonnen prüft der Konzern ausserdem die Marktchancen für einen Kleinlaster.
Grosse Pläne auch für Indien
In Indien will VW ähnlich stark wachsen. Bis zum Jahr 2018, in dem die Wolfsburger Toyota an der weltweiten Spitze der Autoproduzenten ablösen wollen, hat Vorstandschef Martin Winterkorn eine Zielmarke von einer Million verkaufter Autos pro Jahr ausgegeben. Auch der Konkurrent BMW sieht auf dem chinesischen Markt grosse Chancen. «Es ist gut möglich, dass China bis 2020 zum grössten Absatzmarkt für die BMW-Gruppe wird», sagte Konzernchef Norbert Reithofer der französischen Tageszeitung «Le Figaro» (Mittwoch). In den ersten acht Monaten dieses Jahres habe das Unternehmen mit den Marken BMW, Mini und Rolls-Royce dort rund 90 Prozent mehr Autos verkauft als im Vorjahreszeitraum. Das Wachstumspotenzial sei enorm. (awp/mc/ps/11)