Wachovia kauft US-Sparkasse Golden West für 25,5 Milliarden Dollar
Dies teilte die Wachovia Corporation, die viertgrösste US-Bank, in der Nacht zum Montag mit. Es handelt ist die achtgrösste US-Bankenübernahme. Damit expandiert Wachovia mit Sitz in Charlotte (North Carolina) und einer starken Position im Osten und Süden der USA sehr stark im Hypothekengeschäft und im Golden-West-Hauptmarkt Kalifornien. Wachovia schliesst auch stärker zu den drei US-Branchenführern Citigroup, Bank of America und J.P. Morgan Chase auf.
Bilanzsumme von 669 Milliarden Dollar
Wachovia wird nach der Übernahme eine Bilanzsumme von 669 Milliarden Dollar, Einlagen von 390 Milliarden Dollar und Kredite von 402 Milliarden Dollar haben. Die Bank wird über 15 Millionen Kunden, 110.000 Mitarbeiter, 3.400 Zweigstellen, 360 Hypothekenbüros und 730 Wertpapiermakler- Niederlassungen verfügen. Sie wird in 21 US-Staaten präsent sein und ist auch im Ausland aktiv.
Wachovia-Aktien fielen um 5,81 Prozent auf 55,94 Dollar
Die Golden-West-Aktionäre erhalten 1,051 Wachovia-Aktien und 18,65 Dollar in bar je eigenen Anteil. Dies läuft auf 81,07 Dollar je Golden-West-Aktie hinaus oder ein Aufgeld von rund 15 Prozent auf den Schlusskurs der Vorwoche. Die Golden-West-Aktien legten gegen 17.45 Uhr um 7,23 Prozent auf 75,61 Dollar zu. Die Wachovia-Aktien fielen um 5,81 Prozent auf 55,94 Dollar. Die Transaktion solle im Schlussquartal 2006 vollzogen werden. Es sei die Zustimmung der Aktionäre und der zuständigen Aufsichtsbehörden notwendig.
Von einer winzigen Sparkass zur zweitgrössten amerikanischen Sparkassengesellschaft
Die in Oakland (Kalifornien) ansässige Golden West ist innerhalb von mehr als vier Jahrzehnten von den Eheleuten Herbert M. Sandler (74) und Marion O. Sandler (75) von einer winzigen Sparkasse mit zwei Dutzend Angestellten zur zweitgrössten amerikanischen Sparkassengesellschaft mit einer Bilanzsumme von 125 Milliarden Dollar ausgebaut worden. Golden West bringt Wachovia 285 Zweigstellen mit 62 Milliarden Dollar Einlagen in zehn US-Bundesstaaten. Golden West ist ausserdem mit Hypothekenbüros fast überall in den USA vertreten. Sie hat ihr Hauptgeschäft allerdings im riesigen kalifornischen Markt und im Westen der USA. Ihre Spezialität sind Hypothekenkredite mit je nach Zinsentwicklung schwankenden Zinsen. Die Sandlers sind Golden-West- Grossaktionäre und machen jetzt Kasse. Sie kontrollieren nach US- Medienberichten Golden-West-Aktien und -Optionen im Gesamtwert von rund 2,2 Milliarden Dollar Wachovia-Chef Ken Thompson ver wies darauf, dass «Golden West 25 Jahre lang ein bemerkenswertes Gewinnwachstum je Aktie von 17 Prozent ohne jegliche Kreditverluste» selbst in den schwierigsten Jahren verbucht habe. Thompson und seine Vorgänger hatten Wachovia ihrerseits durch zahlreiche Übernahmen anderer Kreditinstitute und Finanzfirmen von einer kleinen Regionalbank im Süden der USA zu einer der führenden US-Grossbanken gemacht. Wachovia war aber gegenüber der ebenfalls in Charlotte domizilierenden Bank of America grössenmässig immer stärker ins Hintertreffen geraten. Die Bank of America hatte in den vergangenen Jahren die riesige FleetBoston Financial und die auf das Kreditkartengeschäft konzentrierte MBNA gekauft, für die sich Wachovia ebenfalls interessiert hatte.
Gewinnsteigerung erwartet
Wachovia erwartet unter Ausschluss von Sonderkosten, dass sich der Golden-West-Kauf im zweiten Jahr nach Abschluss der Transaktion gewinnsteigernd auswirken wird. Es werden jährlich Ersparnisse von 53 Millionen Dollar nach Steuern und einmalige Sonderbelastungen von 293 Millionen Dollar erwartet. Es sollen keine im Kundendienst aktive Mitarbeiter ihre Stellen verlieren. Der amerikanische Immobilienmarkt zeigte in jüngster Zeit nach vielen Jahren Höhenflug Schwächeanzeichen. (awp/mc/gh)