Das Beratungsunternehmen A.T. Kearney kritisiert die derzeitige Komplexität des deutschen Altersvorsorgemarktes und fordert die Regierung, aber auch Altersvorsorgeanbieter auf, entsprechende Schritte zur Vereinfachung des Systems zu setzen.
Experten kritisieren unüberschaubare Produktvarianten
«Derzeit existieren in Deutschland von der Basisrente, Zusatzrente und privaten Rentenversicherung bis hin zu Pensionsfond und Banksparplan zehn Grundvarianten, um eine Altersvorsorge zu gestalten», meint A.T. Kearney-Experte Andreas Pratz im Gespräch mit pressetext. Weder Kunden noch Vertriebsmitarbeiter könnten mit dieser Komplexität umgehen, was sich in fehlenden Abschlüssen bemerkbar mache, so Pratz. Um das vielversprechende Marktpotenzial zu erschliessen, empfiehlt er Finanzdienstleistern und Vorsorgeanbietern ein klares Profil bei ihren Altersvorsorgeprodukten sowie positiv besetzte Marketingstrategien.
Die Problematik des Garantiezinses
Als ungelöstes Problem gilt aber weiterhin der in Deutschland wie auch in anderen Ländern etablierte Garantiezins. Zusammen mit dem bis 2001 zugesicherten Garantiezinssatz von vier Prozent sorgen die derzeitigen 2,75 Prozent nach Ansicht der Analysten für wenig Flexibilität und geringe Renditeaussichten bei den angebotenen Produkten. «Eine freiere Investitionspolitik macht sehr viel flexiblere Produkte möglich», ist Pratz überzeugt, dass ein Abrücken vom Garantiezins massgeblich zur Attraktivität angebotener Altersvorsorgeprodukte beiträgt. «Speziell für jüngere Versicherte erachten wir daher einen höheren Aktienanteil und also ein risikofreudigeres Anlegeverhalten, wie es bspw. in Grossbritannien der Fall ist, als besonders wichtig», so Pratz.
Deckungen fallen auf bis nur noch 50 Prozent
A.T. Kearney schätzt, dass bis zum Jahr 2030 die gesetzliche Rentenversicherung statt derzeit 80 Prozent nur noch etwa 50 bis 60 Prozent der laufenden Altersbezüge abdecken wird. Den stärksten Wachstum im Bereich privater Anbieter erwartet das Unternehmen bei der betrieblichen Altersvorsorge, wo bis 2030 mit einer Verzehnfachung der Deckungsmittel auf etwa vier Bio. Euro zu rechnen sei. In der privaten Altersvorsorge dürften sich dem Unternehmen zufolge die Deckungsmittel zumindest verfünffachen – auf rund drei Bio. Euro.(pte/mc/th)