Währungsfonds traut Euro-Raum trotz Rekordölpreis mehr Wachstum zu
Dies schreibt der IWF in einer Studie, die am Montag bei den Feiern zum zehnjährigen Bestehen der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt veröffentlicht wurde. Allerdings warnt der IWF davor, dass steigende Preise und die anhaltenden Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten die Wirtschaft im Euro-Raum bremsen werden. Der IWF rief die EZB dazu auf, die Zinsen im Euro-Raum unverändert zu lassen.
Widerstandsfähige, aber nicht immune Wirtschaft
«Die Revision ist vor allem dem starken ersten Quartal geschuldet», sagte der amtierende Direktor der Europa-Abteilung des IWF, Alessandro Leipold. Er warnte vor zu viel Optimismus. «Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist zwar widerstandsfähig, aber sie ist nicht immun.» 2007 war die Wirtschaft im Euro-Raum um 2,6 Prozent gewachsen. Im nächsten Jahr dürfte sich das Wirtschaftswachstum in den 15 Euro-Ländern laut IWF auf 1,25 Prozent abschwächen – diese Prognose blieb unverändert.
«Globale Schocks»
Bremsfaktoren werden laut IWF «globale Schocks» sein wie der hohe Ölpreis und die stark steigenden Lebensmittelpreise. Zudem hätten die Turbulenzen an den weltweiten Finanzmärkten dazu geführt, dass Unternehmen schlechter an Kredite kämen und somit weniger investieren könnten. «Die Abkühlung der globalen Nachfrage wird die Exporte schwächen», schreiben die IWF-Experten. Die EZB geht in ihrer Prognose für 2008 von ähnlichen Werten aus und erwartet in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent im Euro-Raum. Für 2009 sind die Währungshüter allerdings deutlich optimistischer und rechnen mit 1,8 Prozent Wachstum.
«Wichtigste Botschaft»
Der IWF verlangte von der EZB, die Zinsen trotz der hohen Inflation nicht zu verändern. «Das ist unsere wichtigste Botschaft», sagte Leipold. Der Leitzins im Euro-Raum liegt seit Ausbruch der Finanzmarktkrise im vergangenen Sommer konstant bei 4,0 Prozent. Wegen der Rekordteuerungsrate von zuletzt 3,6 Prozent mehren sich die Stimmen nach einer Zinserhöhung. Die Abkühlung der Konjunktur spricht jedoch eher für eine Zinssenkung. An diesem Donnerstag wird der EZB-Rat die Zinsen nach Expertenansicht unverändert lassen.
2009: Inflation von unter 2 Prozent erwartet
Der IWF geht davon aus, dass die Inflation im Euro-Raum 2009 wieder unter die entscheidende Marke von zwei Prozent sinken wird. Dies werde aber von der weiteren Entwicklung der Öl- und Lebensmittelpreise abhängen. Zum Jubiläum der EZB rief der IWF die 15 Staaten mit der Euro-Gemeinschaftswährung auf, an einer dynamischen Wirtschaftsunion zu arbeiten. So habe sich die Produktivität der Wirtschaft nur verhalten entwickelt und die wirtschaftlichen Unterschiede innerhalb der Eurozone seien nach wie vor gross.
Erfolgsgeschichte Euro
Die Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung ist nach Einschätzung des IWF trotz bestehender Herausforderungen ein klarer Erfolg. Die Eurozone sei eine Zone der Stabilität in der Weltwirtschaft. Das Beschäftigungswachstum sei bemerkenswert stark gewesen. Die Europäische Zentralbank (EZB) wurde am 1. Juni 1998 gegründet. Am Montag feierte die EZB ihr zehnjähriges Bestehen in Frankfurt mit einer Sitzung der Euro-Finanzminister. Am Nachmittag war ein Festakt geplant, zu dem unter anderen Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet wurde. (awp/mc/ps)