Wall-Street-Banken zahlen trotz Milliardenverlusten Rekordboni
Die Mitarbeiterprämien der fünf führenden Firmen summieren sich auf den Spitzenwert von 38 Milliarden Dollar (26 Mrd Euro), errechnete die Finanzdatenagentur Bloomberg. Am spendabelsten ist erneut die erste Adresse der Branche: Goldman Sachs. Für die Aktionäre war 2007 weit weniger erfolgreich: Durch den Absturz der Wall Street-Firmen an der Börse verloren sie mindestens 74 Milliarden Dollar. Der Grund für die überraschend hohen Boni: Im Gegensatz zum krisengeschüttelten Kredit- und Anleihenbereich liefen die Geschäfte mit Fusionen und Übernahmen sowie Börsengängen trotz einer Abschwächung im zweiten Halbjahr insgesamt bestens. Die Prämien werden daher je nach Arbeitsgebiet pro Banker äusserst unterschiedlich ausfallen. Für die Mitarbeiter in den Problemsparten erwarten Vergütungsexperten einen Rückgang der Boni um bis zu 20 Prozent.
201.500 Dollar Bonus je Mitarbeiter
Rein rechnerisch zahlen die fünf grössten Investmentbanken 201.500 Dollar je Mitarbeiter – mehr als das Vierfache des durchschnittlichen Haushaltseinkommens in den USA. Insgesamt arbeiten rund 186.000 Beschäftigte für Goldman Sachs , Morgan Stanley , Merrill Lynch , Lehman Brothers und Bear Stearns . Das weitaus grösste Stück des Kuchens streichen allerdings mit teils zweistelligen Millionensummen die Chefs und die Top-Broker der Banken ein. Besonders der weltweite Branchenführer Goldman Sachs hat die Kreditkrise bislang gut überstanden und erwartet für 2007 einen Rekordgewinn. Dies bringt die Wettbewerber unter Zugzwang: Sind sie bei den Boni zu knausrig, wechseln gute Mitarbeiter schnell zur Konkurrenz. Dennoch kündigte der designierte Chef der besonders von der Kreditkrise gebeutelten Bank Merrill Lynch, John Thain, eine strikt leistungsbezogene Bezahlung an: Wer am Rekordverlust der Bank schuld sei, werde entsprechend bestraft.
Aktien statt Bargeld
Rund 50 Prozent der Erträge der Investmentbanken fliessen in der Regel in Gehälter und Boni. Die Prämien machen im Schnitt etwa 60 Prozent des Jahressalärs aus – können aber leicht auch ein Vielfaches des Festgehalts betragen. Im Unterschied zu den Vorjahren werden diesmal Experten zufolge 70 Prozent oder mehr der Prämiensummen in Aktien statt Bargeld ausgezahlt. Üblich war sonst rund die Hälfte. (awp/mc/gh)