Weber: EZB wird rechtzeitig mit Ausstieg beginnen
Befürchtungen, die expansiv ausgerichtete Geldpolitik der EZB berge den Keim für eine deutlich steigende Inflation, seien unbegründet. Dasselbe gelte für Befürchtungen, dass der hohe Schuldenstand der Euroraum-Staaten durch das Zulassen höherer Inflationsraten real entwertet werden könnte.
Heikle Angelegenheit
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei es aber noch zu früh, die geldpolitischen Stützungsmassnahmen zurückzunehmen, bekräftigte Weber jüngste Äusserungen von EZB-Präsident Jean-Claude Trichet. Ohnehin sei die Wahl des richtigen Ausstiegs-Zeitpunkts eine heikle Angelegenheit. «Kommt die Rücknahme der Lockerung zu früh, wird die Erholung ernsthaft beeinträchtigt.» Komme der Ausstieg zu spät, sei mit steigendem Inflationsdruck und womöglich neuen Kredit- und Vermögenspreisblasen zu rechnen.
Rückkehr zu Vor-Krisen-Status fraglich
«Wenn Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität auf mittlere Frist erkennbar werden, ist es Zeit, den geldpolitischen Restriktionsgrad zu erhöhen», sagte Weber. Zu spät komme der Ausstieg jedenfalls, wenn eine vollständige Rückkehr der Marktkonditionen zu einem Vor-Krisen-Niveau abgewartet würde. Angesichts anhaltender Spannungen auf den Finanzmärkten sei ein bedachtsames Vorgehen aber unerlässlich, sagte Weber. «Insofern ist es ratsam, die Sondermassnahmen über einen gewissen Zeitraum hinweg schrittweise auslaufen zu lassen.»
«Es ist aber auch die Frage zu stellen, ob wir in vollem Umfang zu dem geldpolitischen Handlungsrahmen zurückkehren sollen, wie wir ihn vor der Krise hatten.» Gegen eine vollständige Rückkehr würde laut Weber sprechen, wenn die Finanzkrise zu einem dauerhaft veränderten Liquiditätsrisikomanagement geführt hätte. Wenngleich der Anteil von langfristigen Refinanzierungsoperationen seitens der EZB deutlich gesenkt werde, sei eine Rückführung auf ein Niveau wie in der ersten Jahreshälfte 2007 möglicherweise «nicht mehr adäquat». (awp/mc/pg/29)