«Ich kann diese Aversion gegen Staatsfonds nicht verstehen», sagte der ehemalige US-Finanzminister Lawrence Summers. Die Transaktionen der letzten drei Monate seien allesamt vorteilhaft gewesen. «Ohne sie hätten wir einige Probleme mehr.»
In das Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten
In der Schweiz waren die Staatsfonds in das Bewusstsein der Öffentlichkeit geraten, als sie der von der US-Hypothekenkrise gebeutelten UBS unter die Arme griffen. Der Singapurer Staatsfonds GIC verabreicht der UBS eine Kapitalspritze von 11 Mrd. Franken, ein zweiter, unbekannter Investor aus Nahost will weitere 2 Mrd CHF einschiessen. Die Art und Weise der Beteiligung stösst auf Kritik von UBS-Aktionären wie etwa der Anlagestiftung Ethos. Kritisiert wurde auch, dass sich die UBS einen Investor an Bord hole, der die Interessen eines grossen Konkurrenten des Schweizer Finanzplatzes vertrete.
Leitplanken für ausländische Staatsfonds
Nach dem Einstieg von GIC kündigte der Bundesrat an, Leitplanken für ausländische Staatsfonds zu prüfen. GIC beeilte sich zu versichern, dass das Engagement bei der UBS rein finanziell und nicht strategisch sei. «Wir haben schon seit langem Staatsfonds als Anleger in unserem Unternehmen», sagte der Chef der US-Investmentgesellschaft Blackstone, Stephen Schwarzman am Donnerstag am WEF. Die gehörten zu den stabilsten Anlegern.
Langfristig zum Nutzen kommender Generationen anlegen
Vertreter aus den erdölproduzierenden Staaten Saudi-Arabien, Kuwait und Norwegen versicherten, dass die Einnahmen aus dem «Schwarzen Gold» langfristig zum Nutzen kommender Generationen angelegt würden. Man sei kein kurzfristiger Anleger, hiess es unisono. Kuwait sei seit über zehn Jahren Aktionär des deutschen Autobauers Daimler-Benz und seit rund 20 Jahren Aktionär des Ölkonzerns BP, sagte der operative Direktor der Kuwait Investment Authority, Bader Al Saad.
Leitlinien für den Fonds
Investiert werde nur aus aus Renditegründen. Politische Entscheide bei Geldanlagen habe es noch nie gegeben. «Wir waren auch passive Anleger, die bei Unternehmen keinerlei Einfluss genommen haben.» «Wir haben Leitlinien für den Fonds, um unethisches Handeln der Unternehmen zu vermeiden», sagte die norwegische Finanzministerin Kristin Halvorsen: So könne Norwegen Unternehmen von Investitionen ausschliessen, wenn sie beispielsweise Clusterminen herstellten oder gegen die Menschenrechte verstiessen.
Potentielle Interessenskonflikte
Ex-Finanzminister Summers ortete allerdings auch potentielle Interessenskonflikte: «Menschen besitzen Unternehmen, um den Wert zu steigern.» Aber bei Staaten könnte es unterschiedliche Motivationen geben. «Wir möchten vielleicht, dass eine Fluggesellschaft in unser Land fliegt, (…) vielleicht wollen wir auch einen Konkurrenten schädigen.» Wenn nicht sichergestellt sei, dass es sich nur um Renditeentscheide handle, dann habe man ein Problem, sagte Summers: So könne beispielsweise ein Land gegen den Wechselkurs eines anderen Landes spekulieren, wie dies einst der US-Investor George Soros gegen das britische Pfund gemacht habe.
Gemeinsame Verpflichtung der Staatsfonds
Summers forderte deshalb eine gemeinsame Verpflichtung der Staatsfonds, dass sie keine spekulativen Investitionen machen würden. «Damit könnten sie die ganze Diskussion aus der Welt schaffen.» (awp/mc/gh)