WEF: 23 Staats- und Regierungschefs kommen nach Davos

Viele der 23 Staats- und Regierungschefs sowie der Minister, die sich beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos versammeln, setzen auf Fortschritte im Nahost-Konflikt. Oder sie erhoffen sich näheren Aufschluss über die US-Politik in der zweiten Amtszeit von Präsident George W. Bush.

Viktor Juschtschenko und Mahmud Abbas
Zu den prominentesten Gästen zählen die neu gewählten Präsidenten Viktor Juschtschenko aus der Ukraine und Mahmud Abbas aus den palästinensischen Gebieten. Ebenfalls in Davos erwartet werden EU-Kommissions-Präsident José Manuel Barroso sowie gleich vier Bundesräte und die Schweizer Aussenministerin. Die Wirtschaftsführer unter den 2’200 WEF-Teilnehmenden verfolgen derweil ihre ökonomischen Ziele.

«Geist von Davos»
Nicht selten nutzen sie den vielbeschworenen «Geist von Davos», um Geschäfte zu machen. Vor allem jedoch wollen sie bis am 30. Januar registrieren, wie der Wind weht, was sich in der Wirtschaftswelt abzeichnet. Das diesjährige WEF-Motto ist «Verantwortung übernehmen für schwierige Entscheide». Entsprechend soll gleich zu Beginn des WEF eine Prioritätenliste für eine globale Agenda 2005 erstellt werden.

Gemeindeversammlung der Reichen und Mächtigen

Zum ersten Mal können die Teilnehmenden in einer Art Gemeindeversammlung die Prioritäten festlegen. Sie wählen aus zwölf Vorschlägen sechs Themen aus, die dann während der rund 200 Einzelanlässe im Rahmen des WEF besonders ausgiebig diskutiert werden. WEF-Gründer und Präsident Klaus Schwab spricht in diesem Zusammenhang von einer «bedeutenden Neuerung». Er ruft dazu auf, die Herausforderungen der Zeit mit «pragmatischem Optimismus» anzugehen. Für Ausgelassenheit bestehe kein Grund, das Jahr 2004 habe viele Rückschläge gebracht. «Auch heute gibt es jedoch politische Konstellationen, die genutzt werden können», erklärt Schwab.

Parallel- und Gegenveranstaltungen zum WEF

Wie in den Vorjahren finden parallel zum WEF mehrere Veranstaltungen statt, die sich kritisch mit der Globalisierung auseinandersetzen. Im Zentrum des Open Forum in Davos steht die Frage «Wann ist wirtschaftliches Handeln ethisch?». Organisiert wird die öffentliche Plattform von WEF, «Brot für alle» und dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund (SEK). «Wir können in Davos mit Verantwortungsträgern sprechen, an die wir sonst nie herankommen würden», sagt Christoph Stückelberger, der Leiter des SEK-Institutes für Theologie und Ethik, zum Open Forum. Die Zusammenarbeit mit dem WEF stösst mancherorts auf Kritik. Das Open Forum legitimiere das WEF, heisst es in Kreisen radikalerer Skeptiker der Globalisierung.

Public Eye: Preise für unverantwortliches Konzernverhalten

Als eigentliche Gegenveranstaltung zum WEF versteht sich der zweitägige Anlass Public Eye on Davos. Im Rahmen von Public Eye vergeben die Nichtregierungsorganisationen (NGO) Erklärung von Bern (EvB) und Pro Natura am 26. Januar erstmals Preise für unverantwortliches Konzernverhalten. Mit den Preisen werden Unternehmen gerügt, welche in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsrechte, Umwelt oder Steuern ihre Verantwortung nicht wahrnehmen. Für die Preisvergabe sind 24 schweizerische und ausländische Unternehmen nominiert.

Belagerungszustand in Davos
Kaum ändern wird sich derweil die Atmosphäre in Davos. Das Dorf wird auch während des diesjährigen WEF einem besetzten Ort gleichen. Die Schweizer Armee steht mit bis zu 5500 Militärangehörigen im Einsatz. Das sind 800 mehr als letztes Jahr. (awp/mc/gh)

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