Im letzten Jahr hatte die Schweiz noch auf dem 4. Rang gelegen. Auf Rang 2 findet sich wie im Vorjahr Finnland. Dahinter folgen Schweden (Vorjahr: 7), Dänemark (3) und Singapur (5). Hinter den auf Rang 6 zurückgefallenen USA liegen Japan (10), Deutschland (6), die Niederlande (11) und Grossbritannien (9).
Kaum ein Schwachpunkt
«Die Bilanz der Schweiz weist kaum einen Schwachpunkt auf», hatte der Chefökonom des WEF, Augusto Lopez-Claros, am Montag vor Diplomaten und Medienvertretern den erstmaligen Aufstieg der Schweiz an die Spitze des Global Competitiveness Index (GCI) erklärt.
Aufstieg dank «weichen» Kriterien
Ein Blick auf die einzelnen Ranglisten der 90 bewerteten Kriterien zeigt aber, dass die Schweiz den Aufstieg vor allem so genannt «weichen» Kriterien zu verdanken hat. Diese qualitativen Kriterien wurden in Umfragen in Wirtschaftskreisen erhoben. Seit dem letztjährigen WEF-Report werden sie stärker gewichtet. Die Schweiz führt bei diesen Kriterien eine ganze Reihe von Ranglisten an: Etwa bei der Qualität der Forschungsinstitute, der Zusammenarbeit zwischen Universitäten und Industrie oder bei Weiterbildung des Personals.
Firmen treiben Innovationskraft an
Die Firmen würden kräftig in Forschung und Entwicklung investieren und hätten damit die Innovationskraft stark angetrieben, resümierte Lopez-Claros. Bestnoten erhielt die Schweiz unter den 125 bewerteten Ländern auch für ihre Infrastruktur (Bahn, Strassen, Telekom) und die Qualität der politischen Institutionen.
Bei «harten» Daten: Rang 61 resp. 54
Bei «harten», statistisch erfassten Volkwirtschafts-Daten wie etwa dem Verschuldungsgrad der öffentlichen Hand oder den staatlichen Defiziten figuriert die Schweiz dagegen bloss auf Rang 61 respektive 54.
Schwächen der Schweiz gleichen denen in anderen Ländern
Doch, so Lopez-Claros: «Dort wo die Schweiz Schwächen hat, haben viele andere Industrieländer ebenfalls Schwächen.» Die Umfrage in Wirtschaftskreisen habe aber eindeutig ergeben, «dass in der Schweiz zurzeit gutes Geld» zu verdienen sei.
Abrutschen der USA auffällig
«Auffällig ist das Abrutschen der USA», erklärte Lopez-Claros. Die grösste Wirtschaftsmacht der Welt zwar nach wie vor vorzügliche wirtschaftliche Rahmenbedingungen und effiziente Märkte. Auch könne kein anderes Land den USA die Rolle als Zentrum der technologischen Entwicklung streitig machen. Hingegen kennen die USA hinlänglich bekannte Probleme wie etwa die zunehmende öffentliche Verschuldung, die wiederholten Staats- und Handelsbilanzdefizite. Die WEF-Ökonomen warnten, dass ein weiteres Abgleiten zu erwarten sei, falls die Defizite zu radikal abgebaut würden.
Fortgesetzter Abwärtstrend Italiens
Unter den EU-Ländern ist der fortgesetzte Abwärtstrend Italiens hervorzuheben. «Bella Italia» fiel von Rang 38 auf Rang 42 zurück. Die Liste der Probleme sei lang. Mit einer Verschuldung von weit über 100 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) gehöre Italien zu den Kellerkindern. Ursprung dieser Probleme seien schwache Institutionen.
Rückgang auch bei China
Auch die aufstrebende Wirtschaftsmacht China fiel zurück. Neu liegt China auf Platz 54 (48). Bei den volkswirtschaftlichen Daten liegt die Volksrepublik zwar auf Rang 6. Doch wurde China für eine Verschlechterung des institutionellen Umfelds bestraft.
Russland boomt dank Rohstoffsektor
Mit ähnlichen Problemen muss auch das dank hohen Einkünften aus dem Rohstoffsektor boomende Russland kämpfen. Die Unternehmer zweifeln nach dem «Fall Chodorkowski» zunehmend an der Unabhängigkeit der Gerichte. Russland rutschte deshalb von Platz 53 auf Platz 62 ab. (awp/mc/ar)