Weko: Übernahme von The Phone House durch Swisscom meldepflichtig

Ursprünglich ist die Weko davon ausgegangen, dass durch den Zusammenschluss keine Situation entsteht, welche sie prüfen müsste. Nachträglich habe sich aber gezeigt, dass «The Phone House» auch festnetzgebundende Dienstleistungen sowie Breitband- und Telefonie-Abonnemente verkaufe, teilte die Weko am Montag mit. In diesem Bereich habe die Swisscom eine marktbeherrschende Stellung, was nun zur Meldepflicht führe. Dies hat zur Folge, dass die Swisscom sämtliche Vollzugshandlung vorerst aufs Eis legen muss.


Beschwerde eingereicht
Dass es so weit gekommen ist, ist vor allem Sunrise und Orange zuzuschreiben. Die zwei Konkurrenten reichten bei der Weko eine Beschwerde gegen die Übernahme ein. Sie befürchten eine Verstärkung der marktbeherrschenden Stellung von Swisscom im Bereich der Festnetz-Telefonie. Ursprünglich war sich die Weko aufgrund der eingereichten Informationen der Swisscom kurz vor der Übernahme nicht bewusst, dass Phone House auch Produkte im Festnetz-Bereich verkauft. Die Swisscom hatte der Weko keine diesbezüglichen Angaben gemacht.


Unterlagen von Swisscom «in den nächsten Tagen» erwartet
Die Weko geht laut dem stellvertretendem Direktor Patrik Ducrey davon aus, dass die Swisscom «in den nächsten Tagen» die nötigen Unterlagen einreicht. Sie fordert von der Swisscom detaillierte Angaben zu den Aktivitäten von Phone House und eine Einschätzung zu den Auswirkungen auf die Konkurrenzsituation auf den Märkten. Laut Swisscom-Sprecher Sepp Huber ist die Eingabe eines Meldungsentwurfs bereits am Freitag erfolgt. Darin argumentiert die Swisscom, dass das Festnetzgeschäft von Phone House «marginal» sei und erste seit kurzem bestehe. In der Öffentlichkeit werde Phone House eindeutig als Mobilfunkunternehmen wahrgenommen, sagte Huber. Diese sei im Übrigen auch der Grund, wieso die Swisscom im Informationsschreiben vor der Übernahme den Festnetzbereich nicht erwähnt habe.


Vorprüfung
Eine Meinung, die Sunrise-Sprecher Konrad Stokar nicht teilt. «Für Sunrise war immer klar, dass Phone House nicht nur im Mobilfunkbereich tätig ist», sagte er am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Sunrise freue sich, dass die Weko diese Haltung teile und die Übernahme als meldepflichtig einstufe. Im Übrigen vertrete Sunrise die Ansicht, dass Swisscom nicht nur im Festnetz-Bereich, sondern auch beim Mobilfunk eine marktbeherrschende Stellung aufweise. Auf Basis der Meldung wird die Weko während einem Monat eine Vorprüfung durchführen. Dabei wird abgeklärt, ob sich die marktbeherrschende Stellung der Swisscom im Bereich der Festnetztelefonie verstärkt. Auch die Wettbewerbssituation im Mobilfunkmarkt wird genauer angeschaut.


Schrittweise Umgestaltung
Gibt es Anhaltspunkte dafür, leitet die Weko eine vertiefte Prüfung ein, die vier Monate dauert. Danach trifft sie den Entscheid, ob die Übernahme erlaubt wird oder nicht. Auch über allfällige Auflagen kann die Weko verfügen. Ursprünglich wollte die Swisscom die 62 Filialen und die meisten der 250 Mitarbeitenden von Phone House auf Anfang Mai übernehmen. Die Filialen sollen schrittweise in Swisscom Shops umgestaltet werden und ausschliesslich Produkte aus dem Swisscom-Sortiment anbieten. Auch Sunrise hatte ursprünglich Interesse an einer Übernahme von Phone House gezeigt. (awp/mc/ps)


 

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