Der Welthandel werde den stärksten Rückgang seit 80 Jahren erleben. Die Zahlen werde die Weltbank nach eigenen Angaben bei einem Krisentreffen der Finanzminister und Zentralbankchefs der G-20-Staaten am nächsten Samstag präsentieren.
Gefahr für Dritte Welt
Zugleich fürchtet die Weltbank, dass die Entwicklungsländer am stärksten von der Krise getroffen werden. Sie schätzt allein die finanziellen Ausfälle der Dritten Welt im laufenden Jahr auf 270 bis 700 Milliarden Dollar (213 bis 553 Milliarden Euro). Besonders bedrohlich sei, dass die ärmsten Entwicklungsländer keine Ressourcen haben, die sozialen Folgen der Krise abzufangen und ein Ansteigen der Armut zu verhindern.
«In Echtzeit reagieren»
«Wir müssen in Echtzeit auf eine zunehmende Krise reagieren, die die Menschen in den Entwicklungsländern trifft», sagte Weltbank- Präsident Robert Zoellick. «Diese globale Krise verlangt globale Anstrengungen. Er warnte vor einer «wirtschaftlichen Katastrophe in den Entwicklungsländern». «Wir brauchen Investitionen in (soziale) Sicherheitsnetze, in die Infrastruktur sowie in kleine und mittlere Betriebe, damit Arbeitsplätze geschaffen und soziale und politische Unruhen verhindert werden.»
IWF fordert mehr Konjunkturporgramme
Im Kampf gegen die weltweite Krise hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) erst kürzlich weltweit mehr Konjunkturprogramme gefordert. Die Programme sollten bis in die Jahre 2010 und 2011 reichen und international koordiniert werden. Allerdings ging der IWF für dieses Jahr von einem weltweiten Wachstum von 0,5 Prozent aus, schloss aber nicht aus, dass diese Vorhersage in den nächsten Monaten weiter nach unten korrigiert werden muss.
UN-Kommission mahnt raschere Reform von IWF und Weltbank an
Die UN-Kommission zur Reform der internationalen Geld- und Finanzmärkte hat eine schnellere Umstrukturierung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank angemahnt. «Das Reformtempo ist zu langsam», sagte der Kommissions-Vorsitzende Joseph Stiglitz am Montag in Berlin. Zudem gingen die Ansätze für eine Neustrukturierung des IWF nicht weit genug.
IWF-Abstimmungsmodalitäten besonders reformwürdig
Für besonders reformwürdig hält der amerikanische Wirtschafts-Nobelpreisträger Stiglitz die Abstimmungsmodalitäten im IWF. Viele Länder und Einrichtungen, die von den Abstimmungen betroffen seien, könnten keinerlei Einfluss darauf nehmen. Zudem sei der IWF zu sehr von der Finanzwelt dominiert. Letztlich bestimmten Partikular- Interessen die Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern.
Entwicklungsländer stark von Krise betroffen
Stiglitz wies darauf hin, dass die Entwicklungsländer inzwischen von der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise stark betroffen seien. Unter anderem fielen derzeit die Rohstoffpreise, was erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft dieser Länder habe. Durch protektionistische Tendenzen in den Industrienationen nehme auch der Geldfluss aus den Geberländern ab, die Haushaltsmittel für Entwicklungshilfe würden teils drastisch reduziert. Dadurch verschärfe sich das «globale Ungleichgewicht». Es sei nicht zu erwarten, dass bei einer Erholung der Weltwirtschaft die Entwicklungsländer in gleicher Weise davon profitierten wie die Industrienationen. (awp/mc/ps/12)