Weltbank wirbt für mehr Kapital

Zuvor hatte er erklärt, wegen einer Rekordnachfrage armer Länder nach Krediten drohe Mitte nächsten Jahres ein «ernsthafter Engpass» bei der Darlehensvergabe. Vor allem reiche Länder, darunter die USA und Grossbritannien, fordern jedoch Reformen der Weltbank, bevor sie mehr Mittel zur Verfügung stellen.


100 Milliarden Dollar zusätzlich für Weltbank
Der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, stellte sich hinter Zoellick. Gelder der Weltbank seien für arme Länder «absolut entscheiden», deshalb sei es so wichtig, dass die Entwicklungshilfe-Organisation zusätzliche Mittel erhalte. Die 20 wichtigsten Wirtschaftsmächte (G20) hatten bei ihrem Gipfel im April in London beschlossen, der Weltbank 100 Milliarden Dollar mehr zur Verfügung zu stellen, um armen Ländern zu helfen. Die Entwicklungshilfeinstitution schätzt jedoch, dass dies nicht ausreichen wird, um die die Nachfrage zu befriedigen.


Reformen müssen mehr Transparenz schaffen
US-Finanzminister Timothy Geithner sagte auf der Sitzung des gemeinsamen Entwicklungsausschusses beider Organisationen am Montag in Istanbul, Geber müssten sicher sein, dass zusätzliches Geld für die Weltbank «gut verwaltet und effektiv verwendet» würden. Reformen müssten ein grösseres Mass an Transparenz schaffen. Ähnlich äusserte sich Grossbritannien. Die französische Finanzministerin Christine Lagarde sagte, sie glaube nicht, dass die Weltbank derzeit mehr Geld brauche. Der Entwicklungsausschuss beauftragte die Weltbank, bis zum Frühjahr ihren künftigen Kapitalbedarf zu ermitteln.


Schwellenländer drängen zur Eile
Schwellen- und Entwicklungsländer drängen hingegen zur Eile. «Wir erleben hier keinen einmaligen Sprung der Nachfrage nach Hilfen der Weltbank, dies ist eine Änderung des Langzeit-Trends», sagte der indische Finanzminister Pranab Mukherjee. Sein indonesischer Amtskollege Sri Mulyani forderte die Weltbank-Mitglieder auf, sich so schnell wie möglich auf eine Kapitalerhöhung zu einigen. Weltbank und Internationaler Währungsfonds mahnten daneben die Gebergemeinschaft dringend, trotz knapper Kassen als Folge der Weltwirtschaftskrise ihre Hilfszusagen an arme Staaten einzuhalten. Entwicklungs- und Schwellenländer spielten eine wichtige Rolle bei der begonnenen Konjunkturerholung und seien entscheidend für zukünftiges Wachstum, erklärte der Entwicklungsausschuss. Als Folge der Wirtschaftsmisere stünden Ende 2010 weltweit rund 90 Millionen mehr Menschen am Rande extremer Armut.


Paris und London geben 4 Milliarden für arme Länder
Frankreich und Grossbritannien stellen den armen Ländern jeweils zwei Milliarden US-Dollar zur Abfederung der Wirtschaftskrise zur Verfügung. Beide Länder nutzen dazu einen Teil ihrer neuen Sonderziehungsrechte beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Das erklärte das Pariser Wirtschaftsministerium am Montag. Der G20-Gipfel in London hatte am 2. April eine allgemeine Erhöhung der Sonderziehungsrechte um 250 Milliarden Dollar beschlossen und damit die Kapitalbasis des IWF gestärkt. London und Paris geben die vier Milliarden Dollar einem IWF-Fonds für die armen Länder als Darlehen. «Die Krise ist nicht vorbei und wirkt besonders in den ärmsten Ländern weiter», erklärte Wirtschaftsministerin Christine Lagarde. «Ich hoffe, dass alle Staaten, die dazu in der Lage sind, uns bei dieser Anstrengung folgen.» (awp/mc/ps/27)

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