Weltgrösster Versicherer AIG stürzt wegen Kreditkrise tief ins Minus
Mit einem Minus von von 5,3 Milliarden Dollar (3,5 Mrd Euro) stürzte AIG im Schlussquartal 2007 tief in die roten Zahlen. Schuld waren Wertberichtigungen von über 11 Milliarden Dollar auf sogenannte Kreditderivate. Weitere Abschreibungen seien möglich, warnte Konzernchef Martin Sullivan.
Zahlen schlechter als erwartet
Die Zahlen fielen viel schlechter aus als von Analysten erwartet. Bislang galten Versicherer als weniger von der Kreditkrise gebeutelt als die Bankenbranche. In Europa kamen die meisten Konzerne wie Allianz und Münchener Rück bisher einigermassen glimpflich davon. Mit erneuten enormen Abschreibungen zählt AIG nun mit zu den grössten Verlierern der Krise. An den Märkten löste dies sofort die Sorge vor weiteren Belastungen auch bei Wettbewerbern aus.
Überschuss um mehr als die Hälfte eingebrochen
Zum Vergleich: Vor einem Jahr, im Schlussquartal 2006, erzielte der US-Versicherungsriese noch einen Gewinn von 3,4 Milliarden Dollar. Im Gesamtjahr 2007 brach der Überschuss um mehr als die Hälfte (56 Prozent) auf 6,2 Milliarden Dollar ein, teilte AIG am Donnerstagabend nach Börsenschluss in New York mit. Die Zahlen sei «eindeutig unbefriedigend», gestand Sullivan ein.
Aktie sinkt
Als Reaktion verlor die Aktie im nachbörslichen Handel rund drei Prozent auf etwa 48,70 Dollar. Seit Herbst hat der Versicherer gut ein Viertel seines Börsenwerts eingebüsst. Der Universalversicherer vereint unter seinem Dach alle gängigen Sparten von der Lebens- und Rentenversicherungen bis hin zu Gewerbe- und Immobilienpolicen. Hinzu kommen weitere Finanzdienstleister und Vermögensverwalter.
Massive Abschreibungen auf Tauschgeschäfte im Kreditbereich
AIG hatte bereits vor zwei Wochen vor massiven Abschreibungen auf Tauschgeschäfte im Kreditbereich («Credit Default Swaps») gewarnt und die Aktie auf Talfahrt geschickt. Mit solchen Transaktionen können sich Besitzer von auf Krediten beruhenden Wertpapieren gewöhnlich vor Verlusten schützen oder sie zumindest begrenzen.
Schwerer Rückschlag für den Konzern
Die neuen Turbulenzen sind ein schwerer Rückschlag für den Konzern, der in der Vergangenheit bereits mit einigen Skandalen zu kämpfen hatte. Vor knapp drei Jahren war der legendäre AIG-Chef Maurice Greenberg nach fast vier Jahrzehnten im Amt im Zusammenhang mit Klagen wegen angeblich versteckter Verluste zurückgetreten. Nachfolger Sullivan ringt seitdem um das Vertrauen der Wall Street und der Aufsichtsbehörden. Der 82-jährige Greenberg, der noch immer an AIG beteiligt ist, sorgt derweil weiter für Unruhe. Er kritisiert regelmässig Strategie und Führung des Versicherungsriesen. (awp/mc/gh)