Damit würde der bisherige Rekordwert von 2007 überschritten. Zuletzt hatten die Experten des Verbandes ein Plus von 8,4 Prozent für möglich gehalten. Im kommenden Jahr rechnen die Experten mit einem Zuwachs von 5,3 Prozent auf 1,34 Milliarden Tonnen. Die Gefahr eines neuerlichen Einbruchs der Wirtschaft in die Rezession sieht der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Weltstahlverbandes, Daniel Novegil, inzwischen gebannt. «Unsere Berechnungen sehen keinen Double-Dip, wie er von manchen befürchtet wird.» Bereits vor einigen Tagen hatte sich ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz ähnlich geäussert. Deutschlands grösster Stahlkonzern produziert derzeit unter Vollast und rechnet auch 2011 mit einen hohen Nachfrage.
Unsicherheiten bleiben
Der Verband warnte allerdings vor Unsicherheiten. Noch werde der Aufschwung vor allem von den staatlichen Konjunkturprogrammen und Lagereffekten – viele Stahlverarbeiter füllen ihre leeren Vorräte wieder auf – getrieben. «Ob die Ausgaben von Verbrauchern und Investitionen von Unternehmen nun tatsächlich steigen, muss abgewartet werden», sagte Novegil. Aktuelle Wirtschaftsdaten gäben gemischte Signale. Im vergangenen Jahr war die Weltstahlproduktion um 6,6 Prozent gesunken. Der Einbruch wäre noch viel schlimmer gewesen, wenn China nicht mit seinen riesigen Konjunkturprogrammen den eigenen Stahlverbrauch um ein Viertel nach oben geschraubt hätte. In China wird mittlerweile fast die Hälfte des gesamten Stahls auf der Welt produziert. In den Industrieländern Nordamerikas und Europa war der Stahlabsatz 2009 um mehr als ein Drittel eingebrochen. Die Stahlbranche gilt als besonders konjunkturabhängig. Mit Ausbruch der Wirtschaftskrise im Herbst 2008 brachen praktisch über Nacht die Aufträge vor allem in den Industrieländern weg.
China: Abkühlung der Stahlkonjunktur erwartet
In diesem Jahr rechnen die Experten in China mit einem deutlichen Abkühlen der Stahlkonjunktur. Die Produktion soll angesichts des Auslaufens der Konjunkturprogramme und der Bemühungen der chinesischen Regierung, den Immobilienmarkt zu bremsen, nur noch um 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigen, im kommenden Jahr um 3,5 Prozent. Damit läge die Produktion in China aber 42 Prozent über dem Wert von 2007. In den USA rechnet der Stahlverband 2010 mit einem Absatzplus von einem Drittel, 2011 von 9,4 Prozent. In der EU soll die Produktion um 18,9 Prozent in diesem und um 5,7 Prozent im nächsten Jahr steigen. Zugpferd ist Deutschland mit einem erwarteten Produktionszuwachs von einem Viertel in diesem Jahr und 5 Prozent 2011. Allerdings liege die Menge damit weiter unter dem Vorkrisenniveau. Dagegen dürfte Japan nach einem Plus von 19,1 Prozent 2010 im kommenden Jahr auch wegen des starken Yens und der strikten Haushaltspolitik wieder Einbussen hinnehmen. Indien dagegen wird erneut mit grossem Wachstum erwartet, schon im kommenden Jahr soll das Land nach China und den USA drittgrösster Stahlproduzent weltweit werden.
Japanischen Stahlbranche bleibt unter Druck
In den kommenden fünf Jahren rechnet der Chef des zweitgrössten japanischen Stahlkonzerns JFE, Eiji Hayashida,mit einem Wachstum der weltweiten Stahlproduktion auf 1,5 bis 1,6 Milliarden Tonnen pro Jahr. Danach dürfte die Menge auf diesem Niveau dann für die weiteren fünf bis zehn Jahre verharren, sagte der Manager der «Financial Times». Hintergrund seien eine Verknappung der Schlüsselressourcen sowie eine nur relativ geringfügige Belebung der Nachfrage. Zur japanischen Stahlbranche äusserte Hayashida sich sehr negativ. Diese werde vermutlich nie wieder auf das Vorkrisenniveau zurückfinden von 2008, da viele japanische Konzerne ihre Produktion in andere Gegenden Asiens wie zum Beispiel China verlagerten. (awp/mc/ps/07)