Von André Schäppi
Herr Dubach, deutsche Brauer sind trotz steigendem Bierkonsum pessimistisch. Das zeigt eine kürzlich durchgeführte Studie. Obwohl der Bierkonsum von 116 Litern pro Kopf im 2005 auf 117 Litern im 2006 gestiegen ist, sehen sie darin keine Trendwende. Vielmehr wird befürchtet, dass der Absatz in den nächsten Jahren trotzdem weiter sinken wird. Eine Ansicht, die Sie teilen?
Werner Dubach
: Der schweizerische Markt ist nicht direkt mit dem deutschen vergleichbar, da wir eher ein Land von Weintrinkern sind. Das zeigen die Zahlen: Der Bierkonsum pro Kopf in der Schweiz ist mit weniger als der Hälfte wesentlich geringer als der deutsche. Ich denke, die Abnahme des Bierkonsums in der Schweiz hat in den letzten zwei bis drei Jahren den Tiefpunkt erreicht, vor allem auch durch die Senkung der Promillegrenze beim Autofahren. Momentan sieht es eher so aus, als ob der schweizerische Bierkonsum wieder zu leichtem Wachstum zurückfinden wird.Und auf Eichhof bezogen?
Wir sind mit dem Gesamtmarkt nicht vergleichbar, da wir mit unserem Markenbier in den letzten Jahren kontinuierlich und deutlich Marktanteile gewinnen. Nicht zuletzt ist das ein Erfolg unserer gesteigerten Marketing- und Verkaufsanstrengungen, die entsprechend Früchte tragen.
Nächstes Jahr sollte, wenn alles gut geht, der Bierkonsum doch auch in der Schweiz einen neuen Höchststand erreichen, wenn die EM hierzulande stattfindet. Das dürfte gemäss der Erhebung nämlich der Grund für den Anstieg 2006 in Deutschland gewesen sein. Rechnen Sie mit einer verstärkten Nachfrage, die etwa durch das sogenannte Public-Viewing erhöht wird?
Grundsätzlich bringen solche Events erfreuliche Zusatzeinnahmen. Aber man darf das auch nicht überbewerten, weil der Einfluss auf den gesamten Jahres-Bierkonsum doch eher marginal ist. Deshalb rechne ich für 2008 nicht mit einem wesentlichen Einfluss der EM auf unseren Bierabsatz.
Nahezu die gesamte Bierbranche in Deutschland erwartet zudem ein Wachstum bei Bio-Produkten. Wird das dazu führen, dass die grossen Schweizer Brauer ebenfalls auf diesen Trend einschwenken werden?
Das sind eher Nischenprodukte und wir glauben nicht, dass sich diese Situation in Zukunft wesentlich verändern wird. Biere, wie sie in der Schweiz hergestellt werden, sind reine Naturprodukte.
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Wie sieht es denn mit Sortimentserweiterungen oder Innovationen aus?
Wir passen unser Sortiment laufend an und haben aktuell ein neues Bier eingeführt, Eichhof Orange. Bei Migros ist dieses erfrischend fruchtige Biermixgetränk als alkoholfreies Bier erhältlich und im Detailhandel und der Gastronomie als Bier mit 2.5% Alkohol. Daneben werden wir gegen Ende Jahr mit einem innovativen Produkt auf den Markt kommen. Ich gehe davon aus, dass wir damit zusätzlich Image sowie Bekanntheitsgrad und Marktanteile gewinnen, wodurch wir noch schneller wachsen können.
Konkurrenz dürfte Ihnen demnächst verstärkt in der Ostschweiz erwachsen. Das sieht mindestens Thomas Amstutz von Feldschlösschen so, der vermehrt in dieser Region wachsen will. Ist das nicht auch eine Region, in der Sie gerne noch zulegen würden?
Unsere Strategie ist langfristig ausgelegt und zielt auf die ganze Schweiz. Deshalb interessieren wir uns nicht für solche Absichtserklärungen. Unsere Prioritäten liegen in den bevölkerungsreichen Regionen Zürich, Basel, Bern und Mittelland. Hier muss ein Markenbier bekannt und fest verankert sein. Andere Regionen wie etwa die Westschweiz sind für uns auch wichtig und haben bereits mittelfristig eine ähnliche strategische Gewichtung.
Könnte damit das Interesse an Schützengarten steigen, oder gibt es bereits konkrete Gespräche?
Schützengarten macht ein hervorragendes Bier, einen guten Job und ist äusserst erfolgreich. Dazu kommt, dass Schützengarten von zwei Familien kontrolliert wird, die sich selber im Unternehmen sehr engagieren. Deshalb glaube ich nicht, dass Schützengarten eine Veränderung der Besitzverhältnisse anstrebt.
Durch Neulancierungen wie etwa das Premium-Bier-Segment «House of Beer» oder durch die Hinzunahme der Sparte Wein für Gastronomie-Kunden erhofft sich Amstutz auch in Zukunft Wachstum in einem hart umkämpften Markt. Alles in allem müssten Ihnen diese Pläne doch definitiv die Freude am gemütlichen Feierabend-Bier verderben?
Nein, ganz und gar nicht. Wir sind stolz, wenn uns unsere Mitbewerber kopieren. Das zeigt doch ganz klar, dass wir mit unserer langfristig ausgerichteten Strategie als Bierbrauer und Vollsortimentsanbieter kombiniert mit einer hervorragenden und effizienten Logistik richtig liegen. Weil wir diese Strategie schon vor mehreren Jahren eingeschlagen haben, haben wir natürlich auch einen Zeit- und damit einen Marktvorsprung.
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Und Sie rechnen nicht damit, dass durch ein verstärktes Engagement und einen härteren Konkurrenzdruck zum Beispiel im Weinhandel die Margen sinken könnten?
Zuerst muss unsere Konkurrenz so effizient werden wie wir. Eigene Untersuchungen zeigen, dass wir in allen Bereichen effizienzmässig absolut Spitze sind, von der Geschäftsleitung über die Produktion und Logistik bis hinunter zum Chauffeur. Dann erst stellt sich die Frage, ob unsere Konkurrenz mit den Preisen wirklich günstiger sein kann als wir es sind.
Wie ist Eichhof bis jetzt umsatzmässig unterwegs?
Wir sind umsatzmässig im Getränkesektor, wie schon im Halbjahresresultat mitgeteilt, mit einem Plus von 6% gut unterwegs.
Zur Person
Werner Dubach, geboren 1943, ist Schweizer und Vater von zwei Töchtern. Er ist Dipl. Ing. Chem. ETH Zürich und hat zusätzlich einen MBA. Ab 1970 Technischer Leiter bei der Brauerei Eichhof, war er bis 1981 als Direktor der Brauerei. Seit 1981 CEO und Delegierter des Verwaltungsrates. Seit 1998 hält Dubach als Präsident des Verwaltungsrats und CEO der Eichhof Holding die Zügel in der Hand.
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