Insidern zufolge wackelt allerdings die Finanzierung der 29 Containerschiffe, die Hapag-Lloyd dem Mutterkonzern TUI abgekauft hat. Die Aktie stürzte bis zum späten Nachmittag um 8,45 Prozent auf 6,61 Euro ab und erreichte damit einen neuen Tiefststand. Ein Scheitern des Verkaufs hielt nicht jeder Marktteilnehmer für die schlechteste Alternative. «Die direkten Konsequenzen für TUI sind nicht unbedingt negativ», sagte Ulrich Horstmann, Analyst bei der Bayerischen Landesbank. «Die kurzfristigen Aussichten für den Logistikbereich sind zwar nicht besonders rosig, aber längerfristig dürfte er ein stabiles Geschäftsfeld sein.»
«Regelmässiger Dialog»
Die Käufer versuchten die Gerüchte über ein mögliches Scheitern zu zerstreuen. «Das Hamburger Konsortium geht unverändert davon aus, dass alle diskutierten Fragen von den Vertragsparteien gemeinsam gelöst werden», teilte die Bietergruppe am Nachmittag mit. Naturgemäss gebe es zwischen Abschluss des Kaufvertrags und dem endgültigen Eigentumsübergang einen regelmässigen Dialog zwischen den Vertragsparteien. Die Bietergruppe habe allerdings «unverändert die Absicht», den Kaufvertrag zu erfüllen. Ein TUI-Sprecher sagte, auch der Konzern wolle den Verkauf von Hapag-Lloyd wie geplant Anfang 2009 zum Abschluss bringen. Auf einen genauen Zeitpunkt wollte er sich nicht festlegen. Über den Kaufpreis verhandle TUI allerdings nicht, sagte er.
Kreise: RBS will aussteigen
Bei der Finanzierung der Schiffe dürfte sich Insidern zufolge allerdings etwas ändern. Die Royal Bank of Scotland (RBS) wolle mit dem Eigentümerwechsel aus der Finanzierung aussteigen, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus Kreisen. Der Kredit für die 29 Frachter beläuft sich auf 750 Millionen US-Dollar. Allerdings werde der Verkauf der Reederei an dieser Frage nicht scheitern, hiesse es in den Kreisen. Wahrscheinlich sei, dass eine oder mehrere andere Banken die ausfallende Kreditsumme übernähmen.
An dem Konsortium um die Bayerische Hypo- und Vereinsbank und die HSH Nordbank sind insgesamt sechs Banken beteiligt. Eine davon ist bislang die RBS, ausserdem wollen die nun von der Commerzbank übernommene Dresdner Bank, die DekaBank und die KfW Ipex den Schiffskauf finanzieren. Der Anteil der RBS dürfte sich Insider-Schätzungen zufolge auf rund 100 Millionen Euro belaufen. Die RBS selbst wollte sich zu dem Thema nicht äussern. Allerdings behalten sich Banken in Kreditverträgen meistens ein Sonderkündigungsrecht vor für den Fall, dass der Eigentümer des Kreditnehmers – hier also der Reederei – wechselt.
Neue Forderungen
Das «Hamburger Abendblatt» hatte am Freitag gemeldet, der Verkauf von Hapag-Lloyd könnte scheitern, weil das Hamburger Konsortium von TUI weitere Finanzmittel oder Sicherheiten für den laufenden Geschäftsbetrieb der Reederei einfordere. Die Reederei dürfte angesichts der Wirtschaftskrise im vierten Quartal einen deutlichen Verlust einfahren, hiess es. Die Käufer wollen Hapag-Lloyd für 1,4 Milliarden Euro übernehmen. TUI bleibt mit weiteren 700 Millionen Euro zu einem Drittel an der Reederei beteiligt. Einschliesslich der Finanzschulden wird Hapag-Lloyd bei dem Geschäft mit 4,45 Milliarden Euro bewertet. (awp/mc/pg/32)