Wirtschaft erholt sich nur schleppend – Wachstum im Schlussquartal höher

Eine schlimmere Krise hatte die Schweiz zuletzt 1975 erlebt, als die Wirtschaftsleistung als Folge der Erdölkrise um 6,7% eingebrochen war.


Zwei Wachstumsquartale
Seit Mitte letzten Jahres wächst die Wirtschaft nun aber wieder: Von Oktober bis Dezember nahm das BIP im Vergleich zum Vorquartal um 0,7% zu. Bereits von Juli bis September war ein Wachstum von (revidiert) 0,5% verzeichnet worden – nach vier Quartalen mit negativen Werten in Folge. Im Vergleich zur Vorjahresperiode stieg das BIP im Schlussquartal um 0,6%.


Kein Anlass zur Euphorie
SECO-Chefökonom Aymo Brunetti warnt allerdings vor Euphorie: «Wir erwarten, dass der Aufschwung im Vergleich zu früheren Erholungsphasen verhalten ausfällt.» Die aktuelle Erholung der Weltwirtschaft sei zu einem guten Teil staatlichen Stützungmassnahmen zu verdanken – und daher «weitgehend künstlich».


Unsichere Entwicklung
Ob die Weltwirtschaft nach Auslaufen dieser Programme aus eigener Kraft Tritt fasse, sei noch unklar, sagte Brunetti. Der Ausstieg aus der expansiven Fiskal- und Geldpolitik sei mit Unsicherheiten behaftet. Brunetti verwies zudem auf die aufgetürmten Schuldenberge vieler Staaten, was sich in der Griechenland-Krise widerspiegle.


Wachstum im 4. Quartal «erfreulich»
Das Wachstum im vierten Quartal bezeichnete Brunetti im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA dennoch als erfreulich. Die breite Abstützung sei bemerkenswert. Der Leiter der SECO-Direktion für Wirtschaftspolitik verwies auf die Ausrüstungsinvestitionen und den Privatkonsum – zwei wichtige Stützen der Konjunktur. Die Ausrüstungsinvestitionen nahmen im Vergleich zum Vorquartal um 3,9% zu. Investiert wurde vor allem in Metallerzeugnisse und Maschinen. Die Bauinvestitionen nahmen dagegen um 1,5% ab.


Privatkonsum stützt weiter
Trotz der anhaltend düsteren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt nahm der Privatkonsum um 0,4% zu. Wachstumsbeiträge lieferten vor allem das Gesundheitswesen sowie die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie. Erstmals seit fünf Quartalen stiegen auch die Ausgaben für Kleider und Schuhe wieder. Die Staatsausgaben legten um 1,7% zu.


Aussenhandel ebenfalls das zweite Quartal in Folge mit einem Wachstum
Positive Impulse gingen auch vom Aussenhandel aus: Die Warenexporte (ohne Wertsachen wie Edelmetalle, Edelsteine oder Kunstgegenstände) stiegen zum Vorquartal um 3,2% – das zweite Quartal in Folge mit einem Wachstum. Im gesamten Jahr 2009 brachen die Warenexporte allerdings um satte 11% ein.


Pharma sowie Uhren und Schmuck besonders gefragt
Zum Jahresende waren Pharma-Produkte, Präzisionsinstrumente, Uhren und Schmuck besonders gefragt. Die von der Rezession besonders hart getroffenen Bereiche Metalle, Maschinen, Apparate und Elektronik stagnierten indes auch im vierten Quartal.


Tiefere Warenimporte
Die Warenimporte gingen im Schlussquartal leicht um 0,2% zurück. Im Dienstleistungsverkehr nahmen die Exporte um 0,2% ab, während die Importe um 1,8% zulegten.


Finanzbranche steigert Wertschöpfung
Von der Produktionseite her betrachtet, zeigt sich ebenfalls eine breite Abstützung des Wachstums. Nach einer langen Schwächephase meldete sich die Finanzbranche mit einer Steigerung der Wertschöpfung um 1,1% zurück.


Im Baugewerbe nahm die Wertschöpfung im Vergleich zum Vorquartal ebenfalls um 1,1% zu. Die übrigen Sektoren – etwa Handel, Gastgewerbe, Verkehr, Telekom oder Landwirtschaft – trugen ebenfalls zum Wachstum der Wirtschaft bei. Einzig die Industrie stagnierte.  (awp/mc/pg/05)

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