Der Arbeitgeber-, der Gewerbe- (sgv) und der Pensionskassenverband (ASIP) sowie der Wirtschaftsdachverband economiesuisse lancierten am Mittwoch in Bern ihre Kampagne für die Abstimmung vom 7. März. Die veränderte Lebens- und Renditeerwartung sei «eine lapidare mathematische Tatsache, vor der wir die Augen nicht verschliessen dürfen», sagte Gerold Bührer, Präsident von economiesuisse. An diese Ausgangslage müsse sich die berufliche Vorsorge anpassen, damit die Renten langfristig gesichert blieben.
Stämpfli: Gewerkschaften zwingen Kassen zu «Casino-Kapitalismus»
Anfang der 1990er Jahre sei es möglich gewesen, allein mit Staatsanleihen rund 5% Rendite zu erreichen, was für den heutigen Umwandlungssatz erforderlich sei, stellte Arbeitgeberpräsident Rudolf Stämpfli fest. Die gleichen Anleihen brächten heute aber nur noch rund 2 Prozent Zins ein. Ausgerechnet die Gewerkschaften, welche die Senkung mit dem Referendum bekämpften, würden damit «die Vorsorgeeinrichtungen zum Casino-Kapitalismus zwingen». Nur mit hochspekulativen Anlagen seien die erforderlichen Renditen zu erreichen.
Bigler: Kassen bei Nein in argen finanziellen Schwierigkeiten
Wenn der Umwandlungssatz bei einem Nein am 7. März unverändert bliebe, würden nach Ansicht von sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler «die meisten Pensionskassen in arge finanzielle Schwierigkeiten geraten». Das würde zu Beitragserhöhungen führen, die auch den Schweizer Standort gefährdeten, da Arbeitskräfte teurer würden.
Ryter: Vorsorge-Ziele bei Senkung nicht gefährdet
Die Senkung würde die in der Verfassung verankerten Ziele für die Vorsorge nicht gefährden, hielt Christoph Ryter, Präsident des Pensionskassenverbandes ASIP, fest. Er wies zudem darauf hin, dass der Umwandlungssatz einen Mindeststandard setze, den die einzelnen Vorsorgeeinrichtung auch übertreffen könnten. Heutige Renten seien zudem nicht betroffen von der geplanten Senkung.
Heute liegt der BVG-Mindestumwandlungssatz bei 7%. Aufgrund einer früheren Revision sinkt er bis 2014 auf 6,8%. Gegen die weitere Senkung auf 6,4% haben die Gewerkschaften das Referendum ergriffen. Mit Hilfe der Konsumentenpresse haben sie 122’757 gültige Unterschriften gesammelt.
Periodische Überprüfung unerlässlich
Auch den Satz von 6,4% halten die Wirtschaftsverbände aber für hoch, da er nach Berechnungen des Bundes immer noch eine jährliche Rendite von 4,3% erfordere. Eine periodische Überprüfung und Anpassung nach unten oder oben halten sie daher für nötig. (awp/mc/pg/13)