Noch erhöht hat sich mit der diesjährigen Entscheidung allerdings die Dominanz der USA bei dem international nicht unumstrittenen Nobelpreis: Von bisher insgesamt 64 Preisträgern haben 50 ihre Forschungsarbeit in den Vereinigten Staaten betrieben.
Ostrom unter weltweit führenden Umwelt-Ökonomen
Ostrom, Professorin an der Universität des US-Bundesstaates Indiana in Bloomington, zählt zu den weltweit führenden Umwelt-Ökonomen. In der Begründung der Königlich-Schwedischen Wissenschaftsakademie hiess es, die 1933 geborene Forscherin habe gezeigt, «wie gemeinschaftliches Eigentum von der Allgemeinheit («organisierten Verbrauchern») erfolgreich verwaltet werden kann». Unter anderem untersuchte sie, wie örtliche Gemeinschaften knappe Naturressourcen wie Teiche und Wälder in öffentlichem Besitz verwaltet haben und kam zu dem Ergebnis, dass dies überraschend rational und erfolgreich geschehen sei.
Gemeinsamkeiten
Über Williamson von der Berkeley-Universität in Kalifornien hiess es, er habe Modelle zur Konfliktlösung mit Hilfe von Unternehmensstrukturen entwickelt. Das schwedische Komitee-Mitglied Mats Persson sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa über Gemeinsamkeiten bei der Arbeit beider Preisträger: «Beide haben untersucht, wie uns andere Kräfte als die des Marktes zu organisierter Zusammenarbeit bringen können.»
Ostrom «noch völlig schockiert»
Die diesjährigen Preisträger teilen sich die Dotierung von umgerechnet knapp einer Million Euro (zehn Mio schwedische Kronen). Ostrom sagte telefonisch, sie sei «noch völlig schockiert» über die Zuerkennung des Nobelpreises. Ihre Forschungsergebnisse halte sie auch bei der Bewältigung der globalen Klimakrise weiter für aktuell. Persson bestritt, dass sich die Akademie nicht zuletzt für Ostrom entschieden habe, um nach 40 Jahren endlich auch einmal eine Frau auf die Liste der Preisträger zu bekommen: «Nein, solche Gedanken machen wir uns nie. Wir belohnen ausschliesslich die Qualität wissenschaftlicher Arbeit.»
Wirtschaftspreis international in der Kritik
Der Ökonomie-Preis wurde nicht wie die anderen Nobelpreise 1895 von dem schwedischen Industriellen und Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (1833-1896), gestiftet. Er geht auf 1968 zurück und heisst offiziell «Preis der schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften zum Andenken an Alfred Nobel». Deutscher Preisträger war 1994 der Bonner Ökonom Reinhard Selten. Einige der für die anderen Nobelpreise zuständigen Gremien verlangen seit Jahren die Abschaffung des Wirtschaftspreises. International kritisiert wird auch immer wieder die deutliche Dominanz marktliberaler Wirtschaftswissenschaftler.
Preisverleihung am 10. Dezember
Der Preis wird gemeinsam mit dem Nobelpreis für Literatur und den wissenschaftlichen Auszeichnungen für Medizin, Physik und Chemie traditionell am 10. Dezember, dem Todestag Nobels, im Stockholmer Konzerthaus durch Schwedens König Carl XVI. Gustaf überreicht. Der diesjährige Friedensnobelpreisträger, US-Präsident Barack Obama, erhält seine Auszeichnung am selben Tag in Oslo ausgehändigt. (awp/mc/ps/21)