Wolfgang Pinkwart, Mont Cervin Palace, Zermatt: «Ich wünschte, dass vermehrt junge Nachwuchskräften gefunden werden, nicht nur für das Management»
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Pinkwart, mit dem Um- und Neubau (neues Dachgeschoss mit Suiten, neuer Wellnessbereich über drei Etagen) in der Grössenordnung von über 14 Millionen Franken wurde das Mont Cervin zum Mont Cervin Palace. Dazu wurden das Aktienpaket des Riffelalp Resort an die Sandoz Fondation verkauft. Wie wurde die Finanzierung sonst noch vorgenommen und mit welcher Amortisationszeit rechnen Sie für die Investition?
Wolfgang Pinkwart: Für die Finanzierung haben wir nebst dem Verkauf der Aktien and die Sandoz-Stiftung eigene Mittel im Umfang von 6 Millionen Franken eingesetzt. Für den Rest haben wir einen Bankkredit aufgenommen. Für die Amortisation des 6. Stocks rechnen wir mit 12 Jahren, für diejenige des Wellnessbereiches 20 Jahre.
«Für die Schweizer Ferien Hotellerie wünsche ich mir bessere Rahmenbedingungen, Erleichterung in der Finanzierung von neuen Projekten beziehungsweise bei Erneuerungen von bestehenden Häusern.» Wolfgang Pinkwart, Direktor des Mont Cervin Palace, Zermatt
Seit der Blütezeit unter Alexander II Seiler mit 1’200 Hotelbetten in den Seiler Hotels (1909) wurde die Gruppe auf vier Hotels redimensioniert und mit einem Immobilienbereich verstärkt. Haben familiengeführte Hotels angesichts des massiven Investitionsbedarfs überhaupt noch eine Zukunft?
Davon sind wir überzeugt. Dazu braucht es eine Diversifikation, wie es bei den Seiler Hotels der Fall ist und eine straffe, auf hohe Qualität bedachte Führung.
Mit den neuen Suiten und dem 1’700 m2 grossen Wellnessbereich ist das Mont Cervin Palace baulich gut gerüstet für die kommenden Jahre. Welche Projekte stehen sonst noch an, um dem Anspruch einer führenden Gebirgs-Luxusdestination gerecht zu werden und bleiben?
Um unseren Ansprüchen und denjenigen unserer Gäste gerecht zu werden, werden wir kontinuierlich die Renovation der Zimmer vorantreiben. Daneben steht noch eine Modernisierung des A. Seiler Conference Centers an.
Das Wallis hatte im letzten Jahr einen Rückgang an Übernachtungen zu beklagen. Nur Dank den guten Zahlen in Zermatt schaute praktisch ein stagnierendes Ergebnis heraus (+0.24 Prozent). Was machen Sie und Ihre Kollegen in Zermatt besser als der Rest des Wallis?
Zermatt hat den Vorteil, dank des Matterhorns, international bekannt zu sein und ist somit auch im Sommer eine gefragte Destination. Zudem spielen im Winter die schneesicheren, hoch gelegene Skigebieten, die gute Infrastruktur der Bahnen, die Autofreiheit und die besondere Ambiance des Dorfes eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung der Gäste für eine Feriendestination. Die Hoteliers haben immer wieder in ihre Häuser investiert, so dass ein qualitativ hoch stehendes Angebot dem Gast zur Auswahl steht und dies bei einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis.
$$PAGE$$
Mit der neuen Wellnessanlage ist auch eine Verlängerung der Saison eine Möglichkeit. Gibt es Pläne in diese Richtung?
Wir wollen zunächst einmal eine bessere Auslastung im Sommer erzielen, vor allem in den Randzeiten der Sommersaison, bevor wir an einer Verlängerung der Saisons denken.
Früher war Zermatt eine reine Sommerdestination. Erst seit 1928 ist Zermatt auch im Winter ein begehrter Ferienort. Wie sieht bei Ihnen im Mont Cervin Palace die Verteilung in den Saisons bezüglich Auslastung aus und ab welcher Auslastung schreiben Sie Gewinn?
Im Winter hat das Mont Cervin Palace eine Bettenauslastung von knapp 85% erreicht. Der Break-Even-Point lag im letzten Winter bei 49 % Bettenbelegung. Für den Sommer 2005 haben wir eine Auslastung von etwas über 50% budgetiert, was einem Break-Even entspricht.
Wie sieht der typische Gast im Mont Cervin Palace aus, woher kommt er, was sucht er in Ihrem Hause?
Den typischen Gast des Mont Cervin gibt es eigentlich nicht, da schon ein grosser Unterschied zwischen Sommer- und Wintergast besteht. Unsere Bestrebungen gehen seit einigen Jahren dahin, unsere Winterstammgäste vermehrt für einen Aufenthalt im Sommer zu begeistern. Dabei sollen auch der Wellnessbereich und der neue Golfplatz mithelfen. Der grösste Teil unserer Gäste kommt für einen Ferienaufenthalt. Wir haben vor allem im Winter sehr viele Familien, das Durchschnittsalter liegt im Winter bei 45-48 Jahren, im Sommer bei über 60 Jahren. Da, wie Eingangs erwähnt Zermatt international bekannt ist, ist auch unsere Gästeschicht sehr gemischt. Im Winter führen die Schweizer und Engländer die Rangliste an, im Sommer die japanischen Gäste vor den Schweizern.
Mit Ihrer Frau zusammen sind Sie seit 35 Jahren (70 Saisons) ununterbrochen für die Seiler Hotels tätig. Was waren für Sie die bedeutendsten Veränderungen in dieser Zeit in der Hotellerie?
Ich kann hier nur für die Saisonhotellerie sprechen, wo insbesondere die Nachfrage nach zusätzlichen Dienstleistungen, abgesehen von Zimmer und Verpflegung, stark im Vordergrund steht. Der Gast will aktive Ferien verbringen, will sich verwöhnen lassen, hat ausgezeichnete Kenntnisse nicht nur über Ernährung und Weine, sondern vor allem auch über Wellness, Fitness usw. Er stellt höhere Ansprüche an die Grösse, den Komfort der Zimmer und Badezimmer, will ungebunden sein und in den Ferien seine Freizeit und Freiheit geniessen.
Eine Ihrer Töchter ist ebenfalls in der Hotellerie in Zermatt tätig (Direktorin im Nicoletta). Ist HoteldirektorIn immer noch ein erstrebenswerter Beruf und was sind heute die wichtigsten Anforderungen in Ihrem Beruf?
Die wichtigsten Grundlagen sind gute fachliche Ausbildung, vermehrt mit Schwergewicht in Mitarbeiterführung, Marketing und Finanzen. Die sprachlichen Voraussetzungen müssen stimmen, man muss Freude haben am Umgang mit Gästen, mit Menschen, flexibel und innovativ und bereit sein, auf ein schönes Stück Privatleben zu verzichten.
Bald werden Sie den verdienten Ruhestand geniessen können. Werden Sie in Zermatt bleiben, oder wohin wird es Sie ziehen?
Wir werden einen Teil unserer Zeit in Zermatt verbringen, wenn möglich öfters reisen und einen Grossteil in Solothurn leben, das doch zentraler liegt als Zermatt.
Sie haben zwei Wünsche frei. Wie sehen diese aus?
Für die Schweizer Ferien Hotellerie wünsche ich mir bessere Rahmenbedingungen, Erleichterung in der Finanzierung von neuen Projekten beziehungsweise bei Erneuerungen von bestehenden Häusern. Auch dass es gelingen mag, die Attraktivität und das Image unserer Berufe zu steigern, dass wieder vermehrt junge Nachwuchskräften gefunden werden können, nicht nur für das Management.
Persönlich wünsche ich mir und meiner Frau Gesundheit, Vitalität und geistige Frische um noch möglichst aktiv unseren Hobbys und zurückgestellten Wünsche nachgehen zu können.
Wolfgang Pinkwart
Geboren am 04. November 1942 in Bernstadt, Schlesien (Deutschland)
Aufgewachsen in Lauterbach, Frankfurt
Verheiratet mit Claire, geborene Stämpfli, 2 Töchter
Interessen:
Ski, Velo, Wandern, Schwimmen, Theater, Klassische Musik, Weine, Gastronomie
Schulen:
Volksschule & Gymnasium
Receptions- und Sprachschule Leysin
Diplomierter Hotelier SHV
Berufliche Ausbildung:
1959-1962: Lehre als Koch
Zusatzausbildung als Kellner
Verschiedene Stellen in Deutschland, England und der Schweiz als Commis de Cuisine und im Service.
In verschiedenen Hotels in der Schweiz an der Reception (Seiler Hotel Mont Cervin, Zermatt; Viktoria Jungfrau, Interlaken; Excelsior, Montreux)
Seit 1969 in Zermatt wohnhaft
1969 ? 1971 Vizedirektor im Seiler Hotel Mont Cervin
1971 ? 1974 Direktion Seiler Hotel Monte Rosa
1974 ? 1982 Direktion Seiler Hotel Mont Cervin
1982 ? 1993 Generaldirektor der Seiler Hotels
seit 1993 Generaldirektor der Seiler Hotels und Direktor des Mont Cervin Palace