Mit dem Sparprogramm «Fit for the Future» gesundet Hiestand, obwohl die Wirtschaft kränkelt. Im Moneycab-Interview freut sich CEO Wolfgang Werlé über den Erfolg, hat aber schon höhere Ziele im Auge.
Von Lukas Schweizer
Wolfgang Werlé bezeichnet sich gerne als «Berufsoptimist». (keystone)
Moneycab: Herr Werlé, Ihr Ziel war es, 2002 einen operativen Gewinn in der Höhe von fünf Umsatzprozenten zu machen – jetzt sind es 8,2 Prozent. Das macht Sie glücklich?
Wolfgang Werlé: Ja, ich bin sehr zufrieden. Eigentlich müsste ich bei diesen Zahlen Champagner und nicht Wasser trinken. Wir haben 2002 mehr erreicht als wir uns vorgenommen haben. Den operativen Gewinn steigerten wir um über 80 Prozent, den Reingewinn um 140 Prozent. Das war ein sehr erfolgreiches Jahr für Hiestand. Wir sind zwar noch nicht da, wo wir hinwollen, aber wir arbeiten daran.
Das gesetzte Umsatzziel von 325 Millionen Franken haben Sie um 24 Millionen verpasst. Warum?
Ich habe immer gesagt, dass wir einen qualitativen Umsatz erzielen wollen, bei dem die Marge stimmt. Wir hätten ihn auch raufbolzen können, das hätte aber keinen Sinn gemacht. Im ersten Quartal 2003 legten wir aber bereits wieder fast zehn Prozent zu.
Die Gewinnsteigerung springt ins Auge. Nur ist Hiestand in Tat und Wahrheit aber erst wieder dort, wo das Unternehmen im Jahr 2000 bereits war.
Das ist richtig. Eine niedrige Vorgabe zu verbessern ist vielleicht einfacher, als in Zukunft das diesjährige Resultat zu toppen. Dennoch trotz wollen wir eine Reingewinn-Marge fünf Prozent und die werden wir erreichen.
Rundum klagt die Wirtschaft. Sie strahlen bei der Präsentation der Resultate. Spüren Sie die Flaute denn nicht?
Ich bin halt Berufsoptimist… aber natürlich spüren auch wir spüren die Konjunkturschwäche. Wir haben aber in keinem unserer Märkte, mit Ausnahme der Schweiz, einen dominierenden Marktanteil, darum können wir weiter zulegen. Und ich sehe in der Tat unbegrenzte Wachstumsmöglichkeiten.
Wie denn? In den Ländern ausserhalb der Schweiz kämpfen Sie mit erheblichen Problemen. Im zweiten Stammmarkt Deutschland beträgt das Wachstum gerade mal 0,7 Prozent.
Der Markt in Deutschland ist 2002 um sieben Prozent geschrumpft, wir gewannen knapp ein Prozent dazu, schnitten also besser ab als der Markt. In den letzten vier Monaten steigerten wir den Umsatz um sieben Prozent, «Fit for the Future» zeigt Wirkung. Ich sehe den deutschen Markt überhaupt nicht als dümpelnd. Wir haben uns gut positioniert und dieser Markt wird uns noch viel Freude bereiten.
Keine Freude haben Sie wahrscheinlich an der Entwicklung in Polen und Japan, dort ist der Umsatz weiter rückläufig. Wann kommt der Rückzug?
Der kommt gar nicht. Polen ist ein hervorragender Markt. Wir konzentrieren uns auf das Business-to-Business-Geschäft und legten dort, in einem rezessiven Markt, fünf Prozent zu. Das Retail-Geschäft ist konjunkturabhängig und gestaltet sich zugegebenermassen schwierig.
Und Japan?
Japan ist unser drittwichtigster Markt und hat hohes Potenzial. Allerdings ist es, auf Grund der japanischen Kultur, nicht einfach, dort Gipfeli zu verkaufen. Aber wir werden den Umsatzrückgang wieder wettmachen.
Und wann versuchen den Amerikanern das Croissant nochmals schmackhaft zu machen?
Die USA sind im Moment kein Thema. Wenn, dann würden wir unsere Produkte an einen Grosshändler liefern, der die Distribution übernimmt. Das Backmarktkonzept wird nicht weiter verfolgt.
Dafür erwähnten Sie an der Medienkonferenz Australien und Thailand. Was planen Sie dort?
Wir beliefern verschiedene Kunden in Australien und Thailand mit unseren Produkten. Eine eigene Verkaufsorganisation bauen wir nicht auf.
Eine andere Frage: Der Erfolg schlägt sich nicht auf den Aktienkurs nieder. Hero privatisiert aus diesem Grund. Ist das Going Private für Hiestand eine Option?
Nein, aber was soll ich denn machen? Wir zeigen eine gute Performance und die wird nicht honoriert. Doch wenn wir so weiterfahren, bringen wir auch den Aktienkurs wieder nach oben.
Interview: Lukas Schweizer (swisscontent)