Unterdessen wolle Microsoft den Medienmogul Rupert Murdoch mit seinem Online-Netzwerk MySpace als Bündnispartner für einen gemeinsamen Kauf von Yahoo! gewinnen, berichteten mehrere US-Zeitungen am Donnerstag übereinstimmend. Aus dem Tauziehen um Yahoo! könnte so eine komplette Neuordnung unter einigen der grössten Internet-Angebote weltweit werden.
Yahoo!-Kooperation mit Google
Microsoft hatte Yahoo! erst kürzlich ein Ultimatum für eine gütliche Einigung noch im April gestellt und andernfalls die feindliche Übernahme angedroht. Yahoo! lehnt das Angebot bislang als zu niedrig ab und arbeitet fieberhaft an Alternativen. So kündigte der Internet-Konzern erst am Mittwochabend an, mit dem Rivalen Google eine Kooperation bei Online-Werbeanzeigen zu testen. Die zunächst befristete Aktion gilt als Probelauf für eine mögliche weitergehende Zusammenarbeit. Auch dies könnte zur Abwehr von Microsoft beitragen.
AOL-Geld zur Abwehr des Microsoft-Angriffs
Das Internet-Portal AOL aus dem US-Konzern Time Warner würde den Plänen zufolge seine Aktivitäten sowie Kapital in Yahoo! einbringen, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Personen. Im Gegenzug solle Time Warner rund 20 Prozent an Yahoo! bekommen. Yahoo! wiederum wolle mit dem frischen Geld ein Aktienrückkaufprogramm als Waffe gegen das Microsoft-Angebot starten.
Dreibündnis ebenfalls ein Thema
Auf der anderen Seite steuerten die Verhandlungen zwischen Microsoft und Murdochs Medienimperium News Corp. auf einen entscheidenden Punkt zu, berichteten «New York Times» und «Wall Street Journal». Beide hätten bereits mit Yahoo! über ein Dreierbündnis gesprochen. Murdoch habe aber auch allein mit Yahoo! verhandelt.
Microsoft bietet 45 Mrd. Dollar für Yahoo!
Microsoft hatte vor gut zwei Monaten ursprünglich knapp 45 Milliarden Dollar (29 Mrd Euro) für Yahoo! geboten, um die Dominanz von Google bei Internet-Suche und Online-Werbung brechen. Über ein Eingreifen von AOL und Murdoch ins Tauziehen um Yahoo! war mehrfach spekuliert worden. Beide hatten bisher öffentlich signalisiert, kein Interesse zu haben. Zu den neuen Berichten wollten die Sprecher der beteiligten Unternehmen zunächst nicht Stellung nehmen.
Bedenken bei Wettbewerbshütern zu erwarten
Alle nun diskutierten Kombinationen der Internet-Rivalen würden von den Wettbewerbshütern genau geprüft werden. Besonders eine Allianz von Yahoo! und Google dürfte wegen des riesigen Marktanteils bei suchbasierten Werbeanzeigen auf Bedenken stossen, meinen Experten. Microsoft kritisierte die mögliche Anzeigenkooperation von Yahoo! und Google scharf: Ein solche Zusammenarbeit schränke den Wettbewerb dramatisch ein. Time Warner arbeitet seit langem an einer neuen Strategie für AOL. Der Konzern trennt das bezahlte Internet-Zugangsgeschäft, das in Europa schon verkauft wurde, vom nun werbefinanzierten Portal. Der im Jahr 2000 als Jahrhundertehe gefeierte Zusammenschluss von AOL und Time Warner gilt heute als Paradebeispiel einer misslungenen Fusion. (awp/mc/ps)