Das staatliche Insolvenzverfahren sei eine Farce, kritisierte der im Westen lebende US-Amerikaner in einer am Donnerstag auf einer Versammlung russischer Gläubiger in Moskau verbreiteten Erklärung. Der einstige russische Branchenprimus Yukos, dessen ehemaliger Mehrheitseigentümer Michail Chodorkowski eine achtjährige Haftstrafe absitzt, hat nach Behördenangaben umgerechnet 14,8 Milliarden Euro Schulden bei einem offiziellen Unternehmenswert von noch 13,5 Milliarden Euro. Die Yukos-Führung stuft den Konzern als deutlich teurer ein.
Noch keine Entscheidung über die Zukunft von Yukos
Der vom Staat gestellte Zwangsverwalter bei Yukos, Eduard Rebgun, hatte einem Rettungsplan eine Absage erteilt und für eine Auflösung des Unternehmens votiert. Die Gläubiger, die sich zu fast 100 Prozent aus der russischen Steuerbehörde sowie dem Ölkonzern Rosneft zusammensetzen, kamen am Donnerstag zu keiner Entscheidung über die Zukunft von Yukos. Sie wollen erneut am 25. Juli in Moskau tagen.
Politische Intrige des Kremls
Der Fall Yukos gilt in E xpertenkreisen bis heute als politische Intrige des Kremls mit dem Ziel, den unbequemen Chodorkowski zu entmachten und dessen Ölreichtum an den Staatskonzern Rosneft zu übertragen. Der insolvente Konzern verhandelte zuletzt mit dem Gasförderer Gasprom über den Verkauf eines 20-prozentigen Anteils am Ölförderer Gaspromneft, dem früheren Sibneft. Auf Drängen westlicher Gläubigerbanken wurde im Frühjahr das Insolvenzverfahren gegen Yukos eingeleitet. Die Vermögenswerte in Russland und in den USA wurden vorläufig beschlagnahmt. Die Hauptverhandlung im Insolvenzverfahren gegen Yukos ist für den 1. August in Moskau angekündigt. Yukos ist nach Förderzahlen vom Mai derzeit der siebtgrösste russische Ölkonzern. (awp/mc/gh)