Betriebliche Nebenleistungen für Expatriates würden zwar als sehr wichtig angesehen, die wenigsten Unternehmen verfügten jedoch über klare Richtlinien und Massnahmen zur Erfolgskontrolle, teilte Mercer am Freitag weiter mit. Demnach wurden i m Rahmen der Mercer-Studie «Benefits Survey for Expatriates and Globally Mobile Employees 2008/2009» weltweit 243 multinationale Unternehmen mit insgesamt über 94.000 im Auslandseinsatz befindlichen Arbeitskräften (Expatriates) zum Thema Entsenderichtlinien befragt. Die Studie zählt zu den umfangreichsten in diesem Bereich und wird im Abstand von drei Jahren durchgeführt.
«Globale Nomaden»
Fast die Hälfte (47%) der in der Studie befragten Unternehmen hat die Anzahl klassischer, längerfristiger Personalentsendungen (Dauer ein bis fünf Jahre) erhöht; 38% setzen verstärkt sogenannte «Globale Nomaden» ein – also Mitarbeiter, die für einen kürzeren Zeitraum in verschiedenen Ländern benötigt werden und somit von Land zu Land ziehen. » Der Anstieg von Auslandsentsendungen hängt mit dem Bestreben multinationaler Unternehmen zusammen, global wettbewerbsfähig zu sein. Unternehmen versprechen sich von grenzübergreifenden Personalentsendungen Wettbewerbsvorteile und grösseren Geschäftserfolg vor Ort. International agierende Firmen setzen zunehmend auf zeitlich begrenzte, projektbezogene Fachkräfteeinsätze im Ausland», erläutert Dr. Ulrico Lucchi, Leiter des Geschäftsbereiches Information Product Solutions Zentraleuropa bei Mercer.
Betriebliche Nebenleistungen
Das Angebot betrieblicher Nebenleistungen für Expatriates ist für die grosse Mehrheit der Studienteilnehmer (86%) von mittlerer oder hoher Priorität. Gleichwohl verfügen 26% der befragten Unternehmen über keine übergreifende Strategie zur Ausgestaltung betrieblicher Nebenleistungen für Auslandsentsandte. Für 63% der Unternehmen ist die Unterstützung der Unternehmens- und HR-Strategie das wichtigste Ziel, das an das Angebot betrieblicher Nebenleistungen für mobile Mitarbeiter geknüpft ist. Weitere wesentliche Erfolgskriterien sind für jeweils 59% der Befragten die Faktoren «Wertschätzung durch den Mitarbeiter» und «Kosteneffizienz».
Fehlende Erfolgskontrolle
Gut zwei Drittel (64%) der untersuchten Unternehmen verfügen jedoch über keine speziellen Prozesse, um den Erfolg des Expatriate Benefit-Programms zu messen. «Betriebliche Nebenleistungen für Expatriates aufzubauen und zu verwalten ist eine komplizierte und kostspielige Angelegenheit. Dieses freiwillige Angebot ist bei der Gewinnung und Bindung mobiler Mitarbeiter jedoch zu wichtig, als dass es sich Unternehmen leisten könnten, darauf zu verzichten. Umso notwendiger ist es, die Effektivität der Massnahmen zu überprüfen und das Leistungsspektrum gegebenenfalls anzupassen», ergänzt Dr. Ulrico Lucchi.
Internationale Pensionspläne
Die meisten der befragten Multinationals bieten ihren ins Ausland entsandten Mitarbeitern Pensionspläne an, die auf den Regelungen des Gast- oder Heimatlandes basieren. Immerhin 32% der Befragten verfügen über internationale Pensionsvereinbarungen, d. h. über Pensionspläne, die speziell und exklusiv für weltweit mobile Mitarbeiter konzipiert wurden (z. B. sogenannte «Offshore-Pläne», die über Fonds oder Versicherungen in einem steuerbegünstigten Land finanziert werden). In 2005 setzten nur 23% der Befragten auf internationale Pläne. Demnach ist der Anteil der Unternehmen, die internationale Pensionspläne einsetzen, seit 2005 um fast 40% gestiegen. Drei Viertel der über internationale Pensionspläne verfügenden Unternehmen (73%) beschränken den Nutzerkreis allerdings auf Expatriates, für die Zusagen nach den Richtlinien des Heimat- oder Gastlandes nicht möglich sind.
Eleganteste Lösung
Mercer-Experte Dr. Lucchi zum Anstieg internationaler Pensionsvereinbarungen: «In vielen Fällen – wie beispielsweise bei häufig wechselnden Auslandsplacements – stellen internationale Pensionspläne die einfachste und eleganteste Lösung dar, globalen Mitarbeitern attraktive Altervorsorgeleistungen anzubieten».
Weitere Nebenleistungen
Die Mehrzahl der Studienteilnehmer stattet ins Ausland entsandte Mitarbeiter mit zusätzlichen medizinischen Nebenleistungen aus, die über internationale Pläne oder über Heimat- bzw. Gastland spezifische Pläne finanziert werden. 80% der Befragten berücksichtigen dabei jedoch nicht die bestehenden lokalen Sozialversicherungsleistungen. «Daher kommt es oftmals zu unnötigen Dopplungen. Durch eine optimale Abstimmung lassen sich hier Kosten einsparen», erläutert Lucchi. Für eine Absicherung der Hinterbliebenen sorgen im Todesfall 86% der befragten Unternehmen. 78% leisten finanzielle Unterstützung bei längerfristiger Erkrankung oder Behinderung. Unternehmen in Nordamerika tendieren eher dazu, Expatriates durch Zuzahlungen oder Selbstbehalte an den Kosten betrieblicher Nebenleistungen zu beteiligen. (mercer/mc/ps)