Die hohe Lagekomponente ist Folge vor allem des Rekordwachstums Deutschlands in zweiten Quartal. Zum anderen wurden robuste Auftragsbestände und eine stärkere heimische Nachfrage als Stützpfeiler genannt.
Konjunkturzuversicht kräftig eingetrübt
Nach Zahlen des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vom Dienstag hat sich die Konjunkturzuversicht deutscher Finanzexperten im September kräftig eingetrübt. Die ZEW-Konjunkturerwartungen gaben deutlich um 18,3 Punkte auf minus 4,3 Zähler nach. Damit liegt das Stimmungsbarometer erstmals seit langem wieder im negativen Wertebereich. Von der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX befragte Volkswirte hatten zwar mit einem Rückgang gerechnet, diesen aber wesentlich moderater erwartet. Die konjunkturelle Lage hellte sich im August abermals kräftig auf. Der entsprechende Index stieg um 15,6 Punkte auf 59,9 Zähler.
Industriesektor drückt auf Stimmung
Das ZEW führte die Stimmungseintrübung vor allem auf den Industriesektor zurück. So habe die Produktion zuletzt stagniert, die Auftragseingänge seien gesunken. «Auch die vom ZEW befragten Finanzmarktexperten gehen nun offenbar nicht davon aus, dass es im nächsten halben Jahr zu einer weiteren Verbesserung der Kapazitätsauslastung in Deutschland kommen wird.» Auslaufende Konjunkturprogramme und Nachwirkungen der Wirtschaftskrise dürften die exportorientierten Branchen belasten. «Die Gefahr eines erneuten Konjunktureinbruchs ist für Deutschland allerdings nach wie vor gering», sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz.
Unsicherheitsfaktor USA
Ökonomen wollten den Stimmungsrückgang nicht überbewerten: Die Commerzbank sprach von einer Normalisierung nach dem sehr starken Wachstum im zweiten Quartal. Allerdings dürfte die anhaltende Furcht vor einem Rückfall der USA in die Rezession die Stimmung getrübt haben. «Aber auch wenn die Zuwachsraten niedriger ausfallen dürften: Die deutsche Wirtschaft wird weiter überdurchschnittlich wachsen.» Hierfür spricht laut Experten auch das sehr hohe Niveau der Lagebeurteilung, die im September auf den höchsten Stand seit Januar 2008 geklettert war.
Deutsche Staatsanleihen legen zu
An den Finanzmärkten zeigten sich recht deutliche Reaktionen. So gab der Euro zuvor erzielte Gewinne ab und sank zum US-Dollar auf sein Tagestief bei 1,2830 Dollar. Auch die Aktienmärkte gaben nach. Als sicher geltende deutsche Staatsanleihen konnten hingegen zulegen. In der Eurozone stellt sich das Bild ähnlich wie in Deutschland dar: So gaben die Konjunkturerwartungen für den Währungsraum spürbar um 11,4 Punkte auf 4,4 Zähler nach. Der Indikator für die aktuelle Konjunkturlage verbesserte sich hingegen um 6,7 Punkte auf minus 6,3 Punkte. (awp/mc/ps/11)